Arda Fanfiction

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Unvergessen

von Alistanniel

Kapitel #2

melethril = Geliebte Fântithien = kleine Wolke 

Celeborn lag bereits im Bett, als Galadriel zurück kehrte. Er hatte auf sie gewartet und schenkte ihr ein Lächeln, das sie aber nur halbherzig zu erwidern vermochte. Sanft ergriff er ihre Hand und zog sie zu sich herab. Ihre Gesichter waren einander jetzt ganz nah. Er begann sie auf Stirn und Mund zu küssen, während seine Hand ihre Wange und Hals entlang strich.
Doch das wohlige Prickeln, das sie normalerweise fühlte, wenn er sie mit solchen Zärtlichkeiten verwöhnte, blieb aus. Und als er den dünnen Träger ihres Nachthemdes über ihre Schulter hinab streifen wollte, drehte sie sich ruckartig auf die andere Seite. Weg von ihm.
Seine Hand ruhte immer noch auf ihrer Haut, als er sich aufrichtete und über sie beugte, um in ihr Gesicht sehen zu können.
„Was ist denn los mit dir?" fragte er etwas verwundert.
Sie seufzte kaum hörbar, „Ich bin nur müde, sonst nichts."
„Dann solltest du schlafen." Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange, „Gute Nacht, melethril."
Während sie dem tiefen Atmen ihres Gemahls neben sich zuhörte, schweiften Galadriels Gedanken zu dem Treffen mit dem Fremden namens Fingon draußen beim Teich.
In der Gegenwart dieses Mannes hatte sie etwas gefühlt, das sie längst vergessen geglaubt hatte. Und das hatte sie zutiefst erschreckt. Vielleicht wären ihre Empfindungen anders gewesen, wenn er den gleichen Ausdruck in seinen Augen gehabt hätte, wie er . Hass. Auf sie.
Schließlich fiel sie in einen unruhigen Schlaf. Träumte von einer längst vergangenen Zeit. Alles war wieder da. Erinnerungen, die sie in den hintersten Winkel ihres Verstandes verbannt hatte. Bilder, die sie niemals ganz losgelassen hatten.
Der Marsch durch die Schneewüsten des Nordens. Klirrende Kälte, die viele Leben forderte. Die Gruppe war gezwungen gewesen, diesen Weg nach Mittelerde einzuschlagen, da er, Feanor, die Boote nicht wie versprochen zurück geschickt hatte. Den Grund dafür kannte Galadriel bis heute nicht. Sie wusste nur, dass sie ihn dafür hätte hassen müssen. Durch sein Handeln kam ein Teil der Gruppe zu Tode. Jämmerlich erfroren in einer Wüste aus Eis. Auch die junge Fântithien, die sie sehr gemocht hatte, fand den Tod. Sie starb in ihren Armen.
Als die Gruppe schließlich die Schneeebenen durchquert hatte, waren die Überlebenden fast am Ende ihrer Kräfte.
Sie hätte allen Grund gehabt ihn zu verabscheuen. Doch sie vermochte es nicht. Ihre Liebe für ihn war stärker. Ja, sie liebte ihn. Und das trotz des glühenden Hasses, der in seinen Augen lag, wenn er sie ansah.
Er hasste sie wahrhaftig. Dafür, dass sie den Eid, dass Feanors Sippe und alle seine Anhänger nicht eher ruhen würden, bis Morgoth besiegt war, nicht schwor. Wieso hätte sie auch? Sollten Feanor und die Seinen doch in ihrem Gefühlsausbruch ihr Todesurteil unterzeichnen, hatte sie damals gedacht. Und ihre Meinung darüber hatte sich bis heute nicht geändert.
Natürlich hatte sie gewusst, dass er ihre Entscheidung nicht billigen würde. Aber sie deswegen gleich so zu verabscheuen? Jedes Mal, wenn er sie ansah, versetzte es ihr einen Stich ins Herz.
Jäh wachte sie auf. Die Bilder des Traumes verblassten nur langsam in ihrem Geist. Auf einen Moment der Irritation, folgte all die Trauer, die sie mit diesen Erinnerungen verband. Sie spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Damit Celeborn davon nichts merkte, verbarg sie ihr Gesicht so gut es nur ging in dem Kissen. Die Tränen verloren sich in dem weichen Stoff.

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