Arda Fanfiction

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Nur ein schlichter Hobbit

von jodancingtree

Der Kampf

Der Juni kam und das Wetter wurde heiß. Jeder Tag war schön ohne jede Aussicht auf Regen, und die Kinder von Hobbingen spielten draußen in der Sonne, bis sie so braun waren wie Röstbrot. Aber als eine regenlose Woche der anderen folgte, fingen die Gärten von Hobbingen an zu vertrocknen.

Das Erdbeerfeld des Ohms, schon vom Frost strapaziert, war ein beklagenswerter Anblick. Die Pflanzen waren kümmerlich und gelb, und die wenigen Blüten, die überlebt hatten, brachten bitter schmeckende Beeren von Erbsengröße hervor. Trotzdem versuchte der Ohm, welche für Bilbo zu pflücken, aber nachdem er eine der Beeren gekostet hatte, schleuderte er den Korb zu Boden und ging hinunter zum Wirtshaus, wo er sich hinter seinem Bierhumpen verkroch und mit niemandem mehr redete.

In Beutelsend schleppte Sam eimerweise Wasser zu den Blumenbeeten und dem Gemüseacker, bis selbst sein starker, junger Rücken nachts weh tat. Aber trotz all seiner hartnäckigen Ausdauer konnte er nicht genug Wasser herantragen, um den Rosengarten frisch zu halten, oder die Himbeeren, oder die blühenden Hecken. Sie begannen staubig auszusehen und ihre Blätter wurden so trocken, dass sie in der heißen Brise raschelten, als wäre es Herbst. Überall im Auenland verdorrten die Felder und die Gärten welkten in der Hitze, und das Wetter war überall das Hauptgesprächsthema.

An einem Juniabend, als die Luft bei Sonnenuntergang immer noch so heiß und drückend war wie am Mittag, ging Sam zum Hof der Kattuns hinunter, um seine Schwester zu besuchen. Seit ihre Mutter vor ein paar Jahren gestorben war, verbrachte Marigold jeden Sommer hier auf dem Hof. Sie war nur ein Jahr jünger als Rose Kattun, und die Mädchen lernten von Rosies tüchtiger Mutter Nähen und Spinnen, Buttern und Käse machen. Mittlerweile war Marigold geschickt genug, um über ihren Lebensunterhalt hinaus ein wenig Geld zu verdienen, und beide Familien waren überaus zufrieden mit dieser Vereinbarung.

Sam kam den langen Weg zum Hof hinunter und fand die Familie im Aufruhr. Rose kniete laut weinend im Staub und beugte sich über etwas, das sie in ihrem Schoß wiegte. Marigold flatterte um sie herum und versuchte, sie zu trösten, aber sie weinte selbst heftig. Selbst durch das schmuddelige Gesicht des jüngsten Jungen, Nibs, zogen sich Tränenspuren. Allerdings weinte er nicht mehr, sondern stand mit blitzenden Augen einem großen jungen Hobbit gegenüber, der grinsend an der Scheunenwand herumlümmelte, während eine Steinschleuder von seiner Hand herunterhing.

„Hallo, was ist denn hier los?“ wollte Sam wissen. Er ging zuerst zu Rose, kauerte sich neben sie und legte eine tröstende Hand auf ihre Schulter. „Was ist denn, Rosie?“

Rose weinte nur noch stärker, aber Nibs antwortete mit schriller Stimme. „Es ist dieser Timm Sandigmann da, er hat ihre zahme Taube umgebracht, die sie letzten Winter vor der Katze gerettet hat! Und auch noch mit Absicht!

„Natürlich mit Absicht!“ Timm lachte johlend. „Tauben sind Wildvögel, sie geben eine gute Pastete. Die hier will ich zum Abendessen haben... jedenfalls, wenn diese dämlichen Hemdenmätze mit der Flennerei aufhören.“

Entrüstung brachte Sam auf die Beine. „Du bist auf diesen Hof gekommen, um dir eine zahme Taube zum Abendessen zu schießen? Während es im Wald nur so von Tauben wimmelt?“

Timms Grinsen wurde leicht unsicher angesichts der Verachtung in Sams Stimme, aber er hielt die Stellung. „Tauben sind Tauben, egal, wo man sie findet. Das sind Wildvögel und sind es immer gewesen. Du hast selber schon Taubenpastete gegessen, Sam, jetzt tu nicht so, als ob das nicht stimmt!“

„Aber nicht von einem zahmen Vogel, der jemand anderem gehört! Wo ist dein Vater, Nibs? Es ist seine Sache, sich darum zu kümmern.“

„Papa ist auf den Markt nach Froschmoorstetten gegangen, mit Mama und den anderen. Bloß wir sind zu Hause, um das Vieh zu füttern und zu melken.“

Sam betrachtete Timm voller Abscheu. „Und ich nehme an, das hast du gewusst, als du gekommen bist, um auf einem Bauernhof zahme Tauben zu jagen.“

Timm stieß sich von der Scheunenwand ab und näherte sich Rose.

„Warum vergisst du die ganze Sache nicht einfach, Sam? Der Vogel ist tot, und ich nehme ihn jetzt zum Abendessen mit. Los, Rose, gib ihn her!“

Rose stieß einen Schrei aus, sprang auf und wich vor Timm zurück, die Taube an ihr Herz gedrückt. Marigold warf sich dazwischen und versuchte, den gewalttätigen Jungen von ihrer Freundin wegzustoßen, aber Timm erwischte sie am Arm und schleuderte sie aus dem Weg. Ihr eigener Schwung ließ sie gegen Nibs krachen, und beide polterten zu Boden. Timm ignorierte die weinenden Kinder und streckte sich, um Rose die Taube abzunehmen.

Sam bekam ihn am Kragen zu fassen und wirbelte ihn herum. „Das reicht jetzt, du großer Rüpel! Leg dich mit jemandem an, der besser zu deiner Größe passt!“

Timm überragte Sam um fast einen Kopf, und er lachte ihm ins Gesicht, während er sich auf ihn stürzte. Aber er hatte nicht mit der Stärke gerechnet, die Sam in den Jahren voll schwerer Gartenarbeit entwickelt hatte, und er fand schnell heraus, dass der junge Hobbit mehr war, als er verkraften konnte. Sams Zorn befeuerte ihn zusätzlich, und binnen weniger Minuten hatte Timm genug, blies zum Rückzug und rannte den Weg hinunter.

Bis die arme, tote Taube mit allen Ehren und vielen Tränen zu Grabe getragen worden war, hatte sich die Dunkelheit herabgesenkt. Sam versammelte die Kleinen in Haus und ließ sie sich waschen, während er in der Küche herumfuhrwerkte, um etwas Essbares für sie zu finden. Sie saßen immer noch um den Tisch, als der Bauernkarren auf den Hof ratterte und den Rest der Familie ankündigte.

Bauer Kattun schaute besorgt, als er die Geschichte zu hören bekam.

„Ich kann nicht leugnen, dass ich froh darüber bin, wie du ihm den Kopf zurechtgesetzt hast. Timm ist ein Raufbold und ein Feigling, und es tut mir leid, dass ich nicht selbst hier war, um es mit ihm aufzunehmen. Jawohl, und jetzt wird er sich an dir rächen, oder ich will nicht Tom Kattun heißen.“

Sam grinste. „Wir können das wiederholen, wann immer er will, Herr Kattun.“

Der Bauer verzog das Gesicht. „Ich bezweifle, dass er genügend Mumm für eine zweite Runde hat, Sam. Er wird sich etwas Hinterhältiges ausdenken, um dir die Prügel heimzuzahlen. Pass besser auf, wen du im Rücken hast, Junge.“

Sam lachte.

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