Arda Fanfiction

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Die Gefährten feiern Weihnachten

von Arilynna

Chapter #1

Die Gefährten feiern Weihnachten oder Ein frohes Fest in Imladris

„O Tannenbaum, O Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter...“, schallte es in Elronds großer Halle in Imladris. Dieser Gesang klang wunderschön und rein, wie nur die Elben singen können. Jedes Ohr, das diesen lieblichen Gesang vernehmen darf wird für den Rest seines Lebens glücklich sein. Zufrieden schloss Elrond, Herr von Bruchtal, die Augen und lehnte sich in seinem großen, weichen Stuhl zurück. Das war wahre Musik, so sollte Weihnachten klingen. Doch plötzlich drangen andere Laute an Herr Elronds so empfindliches, spitzes Ohr.

Zwei kräftige Hobbitstimmen liessen sich vernehmen, die laut und schief mitsangen, allerdings zwischendurch immer wieder von Schmatzgeräuschen unterbrochen wurden. Dazu gesellte sich ein tiefes Brummen, was dem Kehlkopf eines alten Zauberers entsprang und die rauhen Stimmen der Menschen. Irgendwo in einer Ecke erhaschten die sensiblen Elbenohren ein weiteres Hobbitsstimmchen, dieses allerdings dünn und schüchtern, begleitet von einem leisen Summen. Gestört in seiner Harmonie runzelte der hohe Elbenherr die weise Stirn.

In diesem Moment jedoch durchbrach eine tiefe, kräftige Stimme mit einem grimmig-fröhlichen Kampfeslied das sanfte Lied der Elben. Entsetzt fuhr Lord Elrond in seinem Stuhl auf und merkte, wie seine ganze Achtung vor der Zwergenmusik zu schwinden begann. So schnell wie möglich, ohne sein beherrschtes Auftreten zu verlieren, erhob er sich und erhob beide Arme, das Zeichen, den Gesang zu beenden.

Die Elbenstimmen verstummten augenblicklich, ebenso das tiefe Brummen und auch die Menschen hielten inne. Das Einzige, was die Stille in der Halle nun noch störte war das Lied des Zwerges, der aber auch schnell verstummte und der weiterhin unbeeindruckte „Gesang“ der beiden Hobbits. Die Elben blickten sich leicht irritiert an, entsetzt über die Tatsache, dass sich jemand dem Befehl des hohen Herrn von Bruchtal widersetzte und noch viel entsetzter, dass jemand so schief singen konnte. Nachdem die Beiden das Weihnachtslied beendet hatten, setzte Lord Elrond zum sprechen an, wurde aber unterbrochen, da sofort ein neues Lied einsetzte.

„He Ho, an die Buddel geh, Heilt dein Herz, ertränkt dein Weh. Falle Regen oder Schnee, lang ist der Weg, den ich noch geh. Zärtlich klingt des Regens Laut, und das Rieseln des Bachs im Wiesenkraut, doch nimmer tun Regen und Bach so gut, wie’s ein Krug Bier diesem Tuk dort tut!“

Die Elbenprinzessin Arwen flüsterte Herrn Elrond leicht hysterisch zu: „Nun tu doch endlich was, Vater!“ und in der hintersten Ecke, von niemandem entdeckt, kauerte eine kleine Gestalt, presste sich die Hände auf die Ohren und wimmerte: „Ich hör nicht zu! Ich hör nicht zu!“ Schließlich fasste sich der Herr von Bruchtal ein Herz und rief laut: „Ich bitte um Ruhe!“ In dem Moment wurde es still in der großen Halle und ein erleichtertes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Was zum Glück niemandem auffiel, war, dass die Hobbits keineswegs wegen Elronds Bitte verstummt waren, sondern, dass das Lied zu Ende war. Das Wesen in der Ecke nahm langsam die Hände von den Ohren und sagte ungläubig: „Es ist weg!“ Mit feierlichem Gesichtsausdruck begann Elrond nun seine Weihnachtsrede.

„Fremde aus fernen Ländern, langjährige Freunde! Wir sind hergekommen um gemeinsam ein frohes Weihnachtsfest zu feiern. Ich hoffe sehr, dass ihr euch alle wohl fühlen werdet und freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid! Doch bevor wir nun feiern können gibt es da noch etwas.... Seht dort drüben, den größten Weihnachtsbaum von allen! Die Kerzen an ihm lassen die Halle in einem wunderschönen Glanz erstrahlen, ohne den ein Weihnachtsfest in Imladris nicht vorzustellen ist! Jedoch sind es sehr viele Lichter, die jetzt entzündet werden müssen. Einer von euch, muss das tun!“

Ernst und würdevoll ließ der Elbenherr seinen Blick durch die Halle wandern. Die meisten Elben blickten ihn nur ratlos an und auch von den nichtelbischen Gästen schien keiner erbaut von dieser Aufgabe. Der Baum war riesig und hatte unzählige Kerzen. Außerdem verstanden sie die Notwendigkeit dieser Aufgabe nicht ganz, aber Lord Elrond war bekannt für seine Eigenheiten und niemand hielt es für besonders wichtig sich darüber zu wundern.

Schließlich stand ein Hobbit in der Ecke auf und ging auf wackeligen Beinen zu Herrn Elrond. „Ich werde es tun!“, sagte er, obwohl seine Stimme dabei zitterte. Seufzend stand der Zauberer, der auf einem Stuhl in der Nähe von Elrond saß, auf und schlurfte zu dem Hobbit, während er leise vor sich hin murmelte. „Der Junge bringt mehr Schaden, als Nutzen, abgesehen davon reicht er kaum bis zu den untersten Zweigen!“ Laut sagte er mit milder Stimme: „Ich werde dir helfen diese Bürde zu tragen, Frodo Beutlin.“ Und mit einem gemurmelten Wort und einem Schwenk seines Zauberstabs erstrahlten alle Lichter am Baum. Ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Reihen und Elrond sprach die erlösenden Worte: „Das Büfett ist eröffnet und das Fest möge beginnen!“

Einige Elben begannen zu spielen und zu singen, andere setzten sich zusammen und erzählten Weihnachtsgeschichten. Nach Lord Elronds Worten war ein zweistimmiger Jubelschrei erklungen und die beiden Hobbits waren gemeinsam zur langen Tafel gestürzt. Irgendwie hatten sie es sogar geschafft auf die, für sie viel zu hohen, Stühle zu klettern und schaufelten sich nun soviel Essen auf den Teller, wie es nur ging. Andere Elben, der Zauberer, die beiden Menschen, Frodo und sein Freund und Koch Sam hatten sich ebenfalls, wenn auch gemessener an die lange Tafel begeben und Elrond ließ sich würdevoll wieder auf seinen Stuhl nieder. Der Zwerg hatte inzwischen den Elben Legolas gefunden und stritt sich begeistert mit ihm, womit die beiden Freunde wieder bei ihrer Lieblingsbeschäftigung waren.

Gandalf, der Zauberer, hatte sich zu Elronds linker Seite niedergelassen, merkte jedoch recht bald, dass dies ein Fehler gewesen war. Der Herr von Bruchtal sprach nämlich die ganze Zeit andächtig über die „guten, alten Zeiten“ und Gandalf sah sich in seiner erwünschten Ruhe gestört. Zur Rechten des Herrn von Bruchtal saß Arwen, ihr gegenüber der Mensch Aragorn. Während sie elegant einige Weintrauben aß, warf sie ihm immer wieder verheißungsvolle Blicke zu und kicherte leise.

Der Waldläufer lächelte gezwungen zurück, ihn plagte schon seit Beginn der Weihnachtsfeier ein Gedanke, der einem Alptraum gleichkam. Schon vor Monaten hatte Arwen sich von ihm ein bestimmtes Kleid gewünscht und er hatte es ganz vergessen. Nun hatte er am vorigen Tag noch verzweifelt versucht dieses Kleid zu bekommen, doch es war ausverkauft. Und was das schlimmste war: Über dieser verzweifelten Tätigkeit hatte er es nicht einmal mehr geschafft ihr ein anderes Geschenk zu kaufen. Leider hatte ihm sein Ziehvater Elrond verboten Andúril mit zur Feier zu nehmen. Obwohl es ihm wahrscheinlich auch nicht viel genutzt hätte. Er konnte sich zwar gegen eine große Horde Uruk-hai verteidigen, doch einer wütenden Arwen gegenüber war er machtlos.

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür der großen Halle und ein blendendes Licht erstrahlte. Die meisten blickten sich verwirrt an, doch diejenigen, die wussten wer nun kam, verdrehten genervt die Augen. Alle außer Lord Elrond. Strahlend stand er auf und ging gemessenen Schrittes zu der Person, die gerade an der Seite ihres Mannes den Raum betrat.

„Herrin Galadriel, was für eine Freude euch hier zu haben! Ich hatte nicht mit eurem Kommen gerechnet, es bereichert unsere Feier ungemein!“ Galadriel lächelte nur überlegen und blickte ihm gerade in die Augen. Bald darauf lächelte der Herr von Bruchtal verlegen und versuchte den rosa Hauch auf seinen Wangen zu verbergen. „Darf ich euch und den Herrn Celeborn bitten, an meiner Tafel Platz zu nehmen?“, fragte er würdevoll. Galadriel nickte nur und auf einen Wink von Elrond hin wurden rechts und links von ihm am Kopfende der Tafel noch zwei Stühle aufgestellt. Die drei Elben schritten zur Tafel und ließen sich nieder. Gandalf brummte zufrieden, als er merkte, dass Elrond nun von ihm abließ und stattdessen gemeinsam mit Galadriel in Nostalgie versank. Celeborn schaute etwas hilflos drein, denn er war eindeutig abgemeldet.

Gimli und Legolas hatten sich nun auch entschieden, sich an der langen Tafel weiter zu streiten und wählten ihre Plätze neben Frodo und Sam. Legolas schnappte Sams letzte Worte an Frodo auf. „Fremdländische Küche mag ich eigentlich nicht so, aber das hier von den Elben ist nicht übel.“, erklärte der Hobbit mit vollem Mund. „Nicht übel, werter Herr Gamdschi? Ihr scherzt! Es ist das Kostbarste auf Erden. Ihr solltet euch glücklich schätzen, von so etwas kosten zu dürfen!“, erwiderte Legolas erhaben, woraufhin Gimli ihn mit seiner Redeweise aufzog. Sam zuckte nur mit den Schultern. „Hauptsache es gibt was zu Essen, sagen wir’s doch einfach so!“ Frodo lächelte halbherzig. „Nichts vermag dir die Laune zu trüben, nicht wahr Sam?“ der Angesprochene schaute etwas skeptisch. „Ähm, eine Frage Herr Frodo...Wieso sollte ich auf so einem Fest auch unglücklich sein? Bist du es etwa?“

Frodo blickte betreten zu Boden. „Naja, es ist nur...ich schaffe nie etwas alleine! Eben bei dem Weihnachtsbaum...da musste mir auch Gandalf helfen!“ Sam schluckte und stieß Legolas in die Seite. „Helft mir, Herr Elb! Seine Minderwertigkeitskomplexe fangen wieder an!“, murmelte er. „Aber nein Herr Frodo, du bist ein furchtbar tapferer Hobbit! Noch nach Generationen werden unsere Kinder und Kindeskinder deine Geschichten hören wollen!“

Frodos Miene hellte sich auf, was aber nicht lange hielt, da Gimli sofort erwiderte: „Also dann passiert bei euch aber wirklich nicht viel! Kein vernünftiges Zwergenkind würde Herrn Beutlins Geschichten irgendeiner anderen vorziehen!“, brummelte er in seinen Bart. Sam war daraufhin vollauf damit beschäftigt die Tränen seines Herrn zu trocknen. Legolas seufzte theatralisch und glättete einige Strähnen seiner perfekten Frisur. „Ganz typisch Zwerg! Keinerlei Einfühlungsvermögen besitzt ihr! Wie soll das noch mit Herrn Frodo enden, wenn er weiterhin euren Umgang pflegt?“ Gimli griff daraufhin zu seiner Axt...nur die war nicht da.

Elrond hatte für diesen Abend ein striktes Waffenverbot in der großen Halle eingeführt. So rief er nur wütend zurück: „Ihr solltet euch wohl eher über euer eigenes Ende Gedanken machen, Herr Elb, wenn ihr weiterhin solch gewagte Worte sprecht!“ In dem Moment erklang Galadriels Stimme vom Ende des Tisches. „Aber Herr Gimli, ihr vergesst euch!“ Mit einem Mal war der Zwerg ganz klein. Demütig winkte er mit drei goldenen Haarsträhnen zu der Herrin des Lichts herüber und sie lächelte versöhnlich. Bald darauf jedoch waren Zwerg und Elb schon wieder in neue Streitigkeiten verwickelt.

Während Frodo sich von Sam trösten ließ verschwand langsam aber sicher das gesamte Essen von seinem Teller. Er hatte den Fehler begangen sich neben Pippin und Merry zu setzen...jenen berüchtigten Hobbits, die am lautesten Gesungen hatten und am Schnellsten zum Tisch gelaufen waren. „Du Pip? Was meinst du, ob Sam es merkt, wenn wir auch von ihm etwas nehmen? Ich mein...er ist ja sowieso beschäftigt. Da wär’s doch schade wenn’s kalt wird!“, erklärte Merry mit vollem Mund, während er mit einer Hand nach Sams Teller langte. Die zog er allerdings kurz darauf schnell wieder zurück, da Sam ihm einen Klaps darauf gegeben hatte. Während er Frodo sanft, aber mit genervtem Gesichtsausdruck hin und her wiegte sagte er nur: „Er merkt es, Merry!“ Pippin steckte sich in diesem Augenblick eine Frucht von Sam in den Mund und grinste. „Aber es wäre wirklich schade, wenn es kalt würde!“ Sam blickte ihn empört an. „Also wirklich, als ob man Früchte kalt essen müsste...!“, doch er konnte nicht zu Ende sprechen, da Frodo erneut zu schluchzen begann. Die beiden Vettern zwinkerten sich nur zu und bedienten sich erneut an Sams Teller, der gerade in seinen Hosentaschen nach Taschentüchern suchte. Als er wieder aufblickte, war sein Teller wieder blank.

Arwen indes erhob sich vom Tisch und mit einem bedeutungsvollen Blick zu Aragorn entfernte sie sich ein wenig. Aragorn stand zögernd auch auf und folgte ihr, allerdings warf er dabei immer panische Blicke zur Tür. Auf dem Weg durch die große Halle in eine geschützte Ecke kamen sie an Bilbo und einigen Elben vorbei. Der Hobbit erzählte aufgeregt und zum x-ten Male seine Abenteuergeschichte („Da stand ich nun also, und vor mir drei furchterregende Trolle, und die stritten sich untereinander. Wie sollten sie uns am besten zubereiten? Entweder am Spieß grillen, oder sich einfach auf uns drauf setzen und uns zu Sülze zerquetschen. ...“), während die Elben daneben saßen und mit offenen Augen schliefen. Schließlich hatte Arwen eine geschützte Ecke gefunden und blickte Aragorn strahlend, aber mit gesenkten Lidern an. „Renech i lu i erui govannem?“, fragte sie leise. „Nauthannem i ned ol reniannen.“, antwortete Aragorn. „Gwenwin in enninath...U-arnech in naeth i si celich.“ “Renech i beth i pennen?” Aragorn wechselte nun wieder zur Allgemeinsprache. „Du sagtest du würdest dir nichts sehnlicher als das Kleid aus dem Werbekatalog wünschen!“, sprach er langsam, als wäre es sein Todesurteil. Sie nickte. „Aber bevor wir dazu kommen, möchte ich dir mein Geschenk überreichen! Ich habe lange überlegt, was ich dir schenken könnte, was angemessen wäre und....“ Sie lächelte. „..Ich weiß es jetzt! Ich gebe dir meine Unsterblichkeit, und als Zeichen dafür den Abendstern!“ Sie hielt ihm die Kette mit dem Abendstern hin, aber Aragorn blickte sie nur entgeistert an. „Nein! das kannst du mir nicht schenken!“, flüsterte er. Doch Arwen drückte ihm nur die Kette in die Hand. „Es gehört mir und ich schenke es wem ich will!“, erwiderte sie stur. Dann schaute sie ihm erwartungsvoll in die Augen. Aragorn hängte sich den Abendstern um, um Zeit zu gewinnen. „Tja, ähm, Arwen, also das Kleid.... . Das gab es nicht mehr, also, es ist zur Zeit ausverkauft!“, stammelte er. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Das heisst...du hast es nicht?“, hauchte sie. Der Waldläufer wand sich und brachte schließlich heraus: „Nein...noch nicht! Aber ich schenke es dir nachträglich, wenn es wieder verfügbar ist. Also...Arwen...nimm diese Worte von mir als Gutschein, dass du es noch bekommst!“ Von einem Augenblick zum anderen versiegten ihre Tränen und sie schaute trotzig. „Das heisst, ich bekomme heute gar kein Geschenk?“ Aragorn seufzte und zog sich mit einem Gedankenblitz Barahirs Ring vom Finger. „Doch! Nimm diesen Ring...Barahirs Ring, Arwen!“, sagte er mit schmerzlich verzerrter Miene. Doch Arwen kümmerte sich nicht weiter darum, steckte den Ring an ihren Finger und fiel ihm jubelnd um den Hals. „Damit sind wir jetzt also verlobt? Oh Aragorn, ich liebe dich! Lass es uns gleich Vater sagen!“ Und freudestrahlend zog sie den völlig geplätteten Aragorn hinter sich her.

Als sie die Tafel erreichten, erhob sich Boromir und kam ihnen entgegen. „Das ist mein Geschenk für dich Aragorn!“, sagte er und gab ihm einen Karton. Arwen merkte, dass sie nicht mehr Aragorns volle Aufmerksamkeit erhielt und ging schmollend zu ihrem Platz. Der Waldläufer öffnete verwundert den Karton und hielt einen Miniaturthron in der Hand. Ungläubig blickte er den Mensch aus Gondor an. „Du überlässt mir den Thron? Du? Mir? Freiwillig?“, fragte er verblüfft. Boromir lächelte gewinnend. „Den da schon. Ich meine, jetzt brauchst du doch den Thron von Gondor nicht mehr, oder? Weißt du, es denken nämlich nicht alle so darüber wie die Elben!“ Aragorn schüttelte nur den Kopf. „Gondor hat keinen König, Gondor braucht keinen König, ich weiß. Aber ich bin von Elben erzogen worden, vielleicht habe ich ja eher deren Denkweise?“, sagte er und damit ging er zu seinem Platz um dort sein Geschenk für Boromir zu holen. Zurück bei dem Gondorianer drückte er ihm das einfach nur in die Hand. Boromir packte es aus und blickte sein Gegenüber perplex an. „Eine pfeilsichere Weste?“ Der Waldläufer nickte. „Ja, die kannst du unter deinem normalen Gewand tragen, sie lässt keinen Pfeil durch. So kannst du weder im Kampf, noch durch einen Hinterhalt leicht erschossen werden. Ist in manchen Fällen praktischer als ein Kettenhemd!“, erklärte er. Boromir bedankte sich höflich, nahm sich aber innerlich vor, die Weste nie anzuziehen, da sie von seinem Rivalen stammte.

Inzwischen wurden überall Geschenke überreicht. Auch Pippin und Merry gaben sich gegenseitig einen kleinen Karton. „Weißt du Merry, da gab es doch letztens diese „Ein Trüffel zu Weihnachten“-Aktion bei Bauer Maggot. Mit den besonders seltenen Pilzen. Da hab ich gleich an dich gedacht!“, erklärte Pippin. „Ging mir genauso, Pip!“ Eine Weile war es still, weil die beiden mit auspacken beschäftigt waren. Dann sagte Pippin zögernd. „Hmmm, mein Karton ist ja leer!“ Merry grinste verlegen. „Meiner auch!“ Die beiden Vettern sahen sich an, zuckten mit den Schultern und brachen dann in ein verlegenes Lachen aus. Schließlich beruhigten sie sich wieder, legten die Kartons zur Seite und begannen erneut zu Essen. Legolas überreichte würdevoll sein Geschenk an den Zwerg. Dieser öffnete es....und staunte. „Ein Bartpflegeset! Legolas, das ist das schönste Geschenk, dass ich je bekommen habe!“, sagte er ergriffen und begann gleich, seinen Bart mit dem Inhalt des Sets zu bearbeiten. Legolas lächelte nur leicht schadenfroh. Gimlis Bart sollte noch Tage danach in einem grellen Pink leuchten. Doch davon war jetzt noch nichts zu bemerken. Der Zwerg stand auf und holte sein Geschenk. Schließlich tauchte er hinter Legolas wieder auf und half diesem in eine neue grüne Weste. Legolas staunte über das wundervolle Material, während einige Elben sich schon anstießen und kicherten. In dicken Lettern waren auf der Rückseite der Weste die Wörter „Ich bin Eitel!“ aufgenäht.

Bilbo hatte nun seine Geschichte zu Ende erzählt und ging hinüber zu Gandalf. Er freute sich auf einen gemütlichen kleinen Plausch und das Austauschen der Weihnachtsgeschenke. Doch daraus wurde nichts. Der Zauberer war inzwischen tief und fest eingeschlafen und war nur noch durch sein gleichmäßiges Schnarchen zu vernehmen.

Doch als der Hobbit die Tafel erreichte, wurde er begeistert von den schon leicht angetrunkenen Herrschaften (wenn auch immernoch würdevollen) Galadriel und Elrond begrüßt und sofort in ein Gespräch verwickelt. „Nicht wahr, guter Bilbo Beutlin? Das war doch wahrlich eine lustige Geschichte, wie ihr zum ersten Mal in Bruchtal ankamt. Und die Zwerge mit euch!“ „Warum kamt ihr uns damals nicht in Lóthlórien besuchen, werter Herr Beutlin? Es wäre sicherlich sehr amüsant geworden, so eine gemeinsame zeit im goldenen Wald, nicht wahr?“ Hilflos sah der Hobbit sich bald darauf auf einem Stuhl bei dem Herrn von Bruchtal und der Herrin des Lichts sitzen und alten Geschichten lauschend. Celeborn war inzwischen an Gandalf gelehnt eingeschlafen.

Etwas weiter unten an der Tafel hatte Sam seinen Herrn Frodo etwas beruhigen können und überreichte ihm nun ein dickes Buch. Frodo nahm es staunend entgegen und schlug es auf. „‘Motivationstraining – So bekomme ich Selbstvertrauen!‘ Oh, danke Sam!“ Er begann sofort zu lesen und der aufmerksame Beobachter hätte erkennen können, dass er nicht mehr ganz so niedergeschlagen aussah.

Dann tastete er unbewusst nach seinem Hals und hielt erschrocken inne. „Der Ring! Oh nein, Sam, man hätte mir diese Aufgabe niemals anvertrauen dürfen. Ich habe den Ring verloren! Ich hab schon wieder alles falsch gemacht!“ Um Frodo diesmal zu trösten waren alle nötig, die in seinem Umfeld saßen.

Hätte irgend jemand darauf geachtet, hätte er die kleine Gestalt entdeckt, die ganz schnell durch eines der Fenster die Feier verließ. „Es ist meiner, er ist zu mir gekommen. Ich habe ihn nicht gestohlen...er ist mein Weihnachtsgeschenk!“

ENDE

Übersetzungen:

Renech i lu i erui govannem? [Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung?] Nauthannem i ned ol reniannen. [Ich dachte ich wäre in einem Traum.] Gwenwin in enninath...U-arnech in naeth i si celich. [Viele Jahre sind vergangen…Du hattest nicht die Sorgen, die du nun trägst.] Renech i beth i pennen? [Erinnerst du dich an das, was ich dir sagte?]

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