Arda Fanfiction

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von Ramona

Kapitel 1

Gleich ist es so weit. Gleich ist es zu spät. Gleich ist er König. Mein Geliebter.

Manwe selbst, der König der Valar, hielt die Krone in den Händen, die dem Volke der Noldor einen König schenken sollte. Finwe, der von allen Noldor geliebte Führer, der sein Volk sicher nach Aman brachte, sollte nun zum König über das edle Elbenvolk gekrönt werden. Der Vala führte seine Hand langsam nach unten. Ringsum war andächtiges Schweigen und Finwe kniete in der Mitte des großen Platzes. Sein anmutiges Gesicht war leicht gesenkt und seine klaren Augen ruhten auf der jubelnden Menge. Sie strahlten blau wie das Meer selbst. Das seidige schwarze Haar wehte leicht im sachten Wind. Es war der eine Moment, in dem ein ganzes Volk den Atem anhielt.

Alle schauen sie, alle freuen sie sich. Endlich hat ein Volk seinen wahren Herrscher zum König. Doch was ist mit mir? Ich werde zerbrechen. Mein Geliebter bekommt den Ruhm und Glanz, der ihm zusteht. Er schenkt dem ganzen Volk Hoffnung, doch meine Hoffnung ist zerstört.

Noch heute Abend wird er sie heiraten. Míriel von den Noldor, eine edle Elbe. Sie ist eine Königin, ja, doch ich werde im Schatten bleiben und in meinen Tränen langsam schwinden. Ich, Indis, bin eine Vanya. Er als König kann keine Frau heiraten, die nicht seinem Volke angehört.

Er kennt mich nicht einmal, glaube ich. Er hat mich sicher schon vergessen. Doch ich liebe dich, Finwe. So gerne würde ich es ihm sagen, doch er könnte mit diesem Geständnis nichts anfangen. Und nun ist es zu spät. Sein Schicksal ist besiegelt. Gleich, in ein paar Sekunden ist es endgültig. Nicht, dass ich je wirklich eine Chance gehabt hätte, doch dann ist mir auch die Hoffnung für immer genommen. Gleich trägt er die Krone auf seinem Haupt und mein Leben ist wertlos.

Die edlen, von Silber eingefassten Steine funkelten im Licht von Laurelin, der ganz Aman in ein märchenhaftes Kulisse dieses einmaligen Schauspiels verwandelte. Manwe lächelte in die Runde und hinter ihm standen alle Valar versammelt um diese Stunde mit anzusehen und dem neuen König ihren Segen zu geben.

Sie sind da. Sie sind alle gekommen. Die Herren von Valinor. Mir kommen sie vor wie Richter. In strahlenden Gewändern stehen sie da um mein Todesurteil zu vollstrecken. Finwe wird in ein paar Sekunden endgültig der König der Noldor sein. Sie werden ihn lieben und ich werde ihn nur noch aus der Ferne erblicken können. Niemals wird er mich auch nur ansehen.

Es ist besser so. Mein Leben geht zu Grunde, doch ein Volk wird gestärkt, wird geeint. Solange mein Geliebter über sie herrscht wird kein Leid sie berühren können. Seine starke Hand wird sie führen und ihnen ein erfülltes Leben sichern. Im Schoße der Valar wird König Finwe herrschen. Ein stolzer König, wie jeder einzelne von ihnen.

Niemand wird meine Tränen zählen. Niemand wird bemerken, dass eine einzelne Elbe alles verloren hat. Mein Kummer wird still und unbemerkt bleiben. Niemand wird die unscheinbare Indis sehen, wie sie allein auf den Klippen steht und unter Tränen auf das Meer hinaus schaut, wie sie durch die Wälder streift und hinter ihr eine Spur aus Tränen hinterlässt. Tränen, die niemals versiegen werden.

Jetzt, nun ist es soweit. Mein Schicksal ist besiegelt, das Schicksal aller Noldor.

Die strahlende Krone, das Symbol der Königswürde und Macht, senkte sich auf das Haupt des neuen Königs. Seine Augen schienen aufzuleuchten und sie funkelten genauso wie die Diamanten auf seinem Haupt.

Finwe war König.

Indis wandte sich ab und ging.

ENDE

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