Arda Fanfiction

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Here without you

von Nathalie

Kapitel 1

Nur ein Augenblick.

Das kurze Flackern eines Sterns.

Ein rasches Aufheulen des Windes.

Nur einen Augenblick lang dauerte unser Glück.

Ich hatte die Wahl, damals. Dieser winzige Moment des Glücks... oder ein einsames Leben. Ich habe mich für dich entschieden, damals. Habe alles hinter mir gelassen. Mein Volk, meine Familie. Alles, was ich kannte, was ich liebte, wofür ich lebte. Nur für dich, melethron. Ich wusste, was ich tat. Ich wusste, dass es so enden würde...

Aber ich bereue nichts. Nicht einen einzigen Tag in unserem Augenblick des Glücks.

Doch jetzt... ich wache morgens auf.

Sehe diese Stadt, diese weiße Stadt, ehemals leuchtend in der Sonne, die die Pelennorfelder in warmes goldenes Licht tauchte... die Stadt scheint nun grau in meinen Augen. Trostlos, lichtlos, leblos. Die Gesichter der Menschen leer, so leer wie ich mich fühle. Wenn die Sonne morgens aufgeht, fallen ihre Strahlen kalt und blass durch die Wolken, kraftlos vom langen Winter, fallen durch die Fenster in unser Gemach, auf deine leere Seite unseres Bettes.

Ich habe es nicht mehr ausgehalten, in dieser grauen, kalten, leblosen Stadt. Für mich starb sie in dem Moment, in dem du mich für immer verlassen hast. Ich weiß, dass dein Erbe in guten Händen ist. Dass deine geliebte Stadt in guten Händen ist, Gondor. Alles, wofür du dein Leben lang gekämpft hast, wird fortgeführt werden von denen, die dein Blut in sich tragen. Die deinen Mut und deine Hoffnung in sich tragen. Estel.

Dein Name machte mir immer Mut in mutlosen Zeiten. Von diesem Moment an, in dem ich dir mein Herz versprach. Für dich ist es ein Leben her, für mich nur einen Augenblick, Hoffnung. Noch immer trage ich deine Wärme in mir, diese winzigen Blicke und Gesten, die mehr trösten konnten als tausend Worte. Doch nicht mich. Keinen Trost gibt es für mich in dieser Welt.

Die Kinder, unsere Kinder werden es nicht verstehen. Ich habe ihnen nichts gesagt, kein Wort. Unverständnis schien durch ihre Augen, als sie mich fort reiten sahen, alleine. Doch ich sah auch Legolas, der traurigen Blickes hinter ihnen stand. Er versteht. Er weiß. Er wird es ihnen erklären und sie werden es verstehen. Er wird Eldarion zum König krönen, zum Nachfolger seines Vaters machen, der sein bester Freund war. Er wird Eldarion durch diese schwere Zeit geleiten, das erste Jahr seiner Herrschaft. Er wird ihnen beistehen, wird spüren, wenn es vorbei ist und wird es ihnen mitteilen auf eine Art und Weise, die sie begreifen können. Zu wenig elbisches Blut fließt in ihren Adern, als dass sie es so fühlen könnten wie er und ich.

Du hast mich gebeten zu gehen? Meine Entscheidung ist gefallen, melethron. Ich werde gehen, doch nicht in den Westen führt mein Weg.

Earendil leuchtet auf meiner Reise an diesen besonderen Ort, wo wir uns trafen. Himmel und Erde scheinen blass, während ich altvertraute Wege gehe, unter diesen blassen Bäumen, die einmal alle Schönheit Mittelerdes in sich vereint haben. Ein bisschen, ein Funke dieses goldenen Zaubers leuchtet noch hier, im Wasser, im Wind der letzten Blätter, in dieser reinen Erde.

Nicht genug um mir jemals Trost spenden zu können, Estel.

Für mich gibt es nichts mehr, was mich erretten kann aus dem Schmerz, den ich fühle.

Ich habe Geschichten gehört von denjenigen, die starben ihrer Liebe wegen. Ich konnte es nicht nachempfinden. Selbst als meine Unsterblichkeit von mir ging, wusste ich es nicht. Aber ich glaube, nîn aran, jetzt verstehe ich. Jetzt weiß ich es.

Wie sich ein gebrochenes Herz anfühlt. Nicht zu beschreiben mit Worten.

Nur ein Narr konnte hoffen. Nur ich konnte hoffen. Doch meine Hoffnung... du... eine Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass es ein Fehler war. Alles aufzugeben. Nur für dich. Ich hätte die Erinnerung an dich mit mir nehmen können, für immer am Leben erhalten können... aber es ist zu spät um zurückzuschauen. Unsere Liebe ist gestorben, aber wir haben uns nicht nur ihrer erinnert und sie vergessen. Wir haben sie gelebt... und sie wird vergessen sein, eines Tages... aber wir haben gelebt, Estel, wir beide haben gelebt. Und selbst wenn eines Tages niemand mehr wissen sollte, dass es uns gab, wir man sich doch daran erinnern, dass es jemanden gab, der nicht leben konnte ohne den, den er liebte.

Ohne dich.

Ganz allein in diesem Wald, wo ich noch den letzten Funken meines Volkes spüren kann, das ich verließ in dem Wissen, dass ich es niemals mehr wieder sehen werde.

Nicht ohne dich.

Frühling bricht herein über Lothlórien, das Herz der Elbenreiche in diesen sterblichen Landen. Die Blumen auf dem Hügel wenden ihre Köpfe der Sonne zu wie ich mein Gesicht. An diesem kalten, blassen Morgen im Frühjahr spüre ich das Alter auf meinen Schultern, die Leere in meinem Innern und ich weiß, dass es hier und jetzt enden wird.

Niphredil und Elanor. Sie werden meine Ruhestätte sein, solange, bis die Welt sich gewandelt hat und wir uns wiedersehen. Ich will für immer hier liegen und mein Gesicht der Sonne zuwenden, solange sie am Morgen aufgeht.

ENDE

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