Arda Fanfiction

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Moréndas Rache

von Celebne

Die Entführung

Die Freunde sahen sich schweigend an. Arwen war ganz blass geworden.
"Das ist unmöglich!", rief Gímli plötzlich entrüstet und schlug mit der Faust auf den Tisch. "Wir haben damals jeglichen Feind vernichtet oder wenigstens für immer vertrieben".
"Meine Kundschafter haben auch Orks und Südländer durch Rohan ziehen sehen", berichtete Éomer zögernd. "Sie ziehen westwärts, Richtung Nebelgebirge".
"Nebelgebirge?", fragte Faramir erstaunt. "Aber dort liegen doch nur die Ruinen von Isengard".
"Fragt sich, ob es noch Ruinen sind", knurrte Gímli vor sich hin.
"Es sind noch Ruinen", bestätigte Éomer. "Erst kürzlich verirrte sich eine Pferdeherde von uns dorthin. Der Orthanc und die ehemaligen Werkstätten Sarumans stehen nach wie vor leer".
"Also, kein Grund zur Sorge", meinte Aragorn fröhlich und erhob seinen goldenen Pokal.
"Laßt uns trinken auf das Ende der Kriege und auf das Goldene Zeitalter, das nun begonnen hat!"
Alle standen auf und erhoben ihre Becher. Man machte sich nicht länger Sorgen um die die Gespenster vergangener Tage....

Isengard, am gleichen Tag:

Mórenda blickte zum Turmfenster des Orthancs hinaus. Von dort aus konnte man fast bis zur Westpforte Rohans blicken. Wie gut, dass Harlin und die anderen menschlichen Kundschafter immer die Augen offenhielten und meldeten, wenn sich Jemand Isengard unbefugt näherte. Auf keinen Fall durfte Rohan Verdacht schöpfen, dass sich in Isengard irgendetwas unheilvolles zusammenbraute. Kürzlich waren tatsächlich Reiter aus Rohan nach Isengard gekommen. Gerade noch rechtzeitig hatten Mórenda und ihre Gefolgsleute in ein Geheimversteck in den Nebelbergen fliehen können.
Gerade kam ein neuer Trupp Haradhrim aus dem Süden in Isengard an. Mórenda rieb sich zufrieden die Hände. Offenbar gab es doch Viele, die sich an Gondor rächen wollten. Nur an vernünftigen Waffen haperte es. Wehmütig dachte Mórenda an die unterirdischen Werkstätten Sarumans, wo einst Tausende von Waffen und Rüstungen für die Uruk-Hai geschmiedet worden waren. Die Werkstätten waren durch die Überschwemmung jedoch ein für alle Mal zerstört worden. Die Ents hatten versucht, die Ruinen Isengards mit jungen Bäumen zu begrünen, doch es war nicht gelangen, da die Erde tot und unfruchtbar war.
Es war nicht einfach diese Armee bei Laune zu halten, doch Mórenda war eine geschickte Rednerin. Sie versprach den Orks und Menschen unermessliche Reichtümer und stellte ihnen ein feudales Leben in Aussicht.
"Aber wir haben jetzt Hunger", beschwerte sich der Anführer der Haradhrim. Mórenda blieb nichts anderes übrig, als Sarumans unterirdische, Geheimvorratskammern zu öffnen. Dort gab es Lebensmittel in Hülle und Fülle. Zum Glück war das Wasser dorthin nicht vorgedrungen. So konnte Mórenda ihre Soldaten eine Zeitlang bei Laune halten. Doch sie musste jetzt sofort irgendetwas unternehmen, um Gondor zu schaden. Sie hatte auch schon eine Idee......

Minas Tirith, eine Woche später:

Die Feierlichkeiten zum Jahrestag waren inzwischen beendet, trotzdem blieben die einstigen Gefährten noch für eine Weile Aragorns und Arwens Gäste. In diesen Tagen ging es recht geschäftig in Minas Tirith zu: der Handel blühte wieder und ständig kam neues Volk in die Stadt. Mórenda und Halrin, ihr ständiger Begleiter, hatten sich unauffällig einer Karawane von Kaufleuten, die aus Anórien kam, angeschlossen. Halrin sah hinauf zur Turmhalle, die ganz oben, innerhalb des siebten Festungsrings lag.
"Wie wollt Ihr da unauffällig hinaufkommen, Herrin?", fragte er mutlos.
"Mir wird schon was einfallen", meinte Mórenda zuversichtlich. Ein glücklicher Zufall sollte ihr zur Hilfe kommen.
"Macht Platz für den Herrn Húrin, den Schlüsselbewahrer von Gondor!", schrien ein paar Herolde.  Die Einwohner von Minas Tirith wichen ehrfürchtig an den Straßenrand zurück.
Ein prächtig gekleideter, etwa 40-jähriger Mann mit dunklem Haar und Bart, ritt auf einem Schimmel die Straße herab. Ein 12-jähriger Junge auf einem Pony folgte ihm.
"Das ist Mável, sein Sohn", erzählte eine geschwätzige Alte Mórenda und Halrin. Mórenda lächelte böse, als sie das hörte. Unauffällig folgte sie mit Halrin dem hohen Herrn. Húrin verließ mit seinem Sohn die Stadt. Inzwischen hatten Mórenda und Halrin mitbekommen, dass die Beiden in Ithilien auf Kaninchenjagd gehen wollten.

Mável war ein guter Bogenschütze für sein Alter und Húrin war sehr stolz auf ihn.
"Zur Belohnung darfst du für eine Stunde alleine in den Wald", meinte Húrin gutgelaunt zu seinem Sohn. Mável strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Er ließ sich das nicht zwei Mal sagen und lief sofort los. Húrin sah ihn lächelnd nach: ganz ungefährlich war es für den Jungen nicht, alleine durch Ithiliens Wälder zu streifen. Aber Mável war für sein Alter sehr umsichtig. Er würde sich vor Unholden schon in Acht nehmen.
Mável streifte pfeifend durch das Unterholz. Er hoffte, noch einige Kaninchen zu fangen, um so noch mehr Eindruck auf seinen Vater zu machen. Plötzlich stand ein  fremdländischer Hüne vor ihm und bedrohte ihn mit einem Schwert:
"Kein Laut, oder du bist sofort tot!", sagte der Fremde mit  dunländischem Akzent. Mável erblasste vor Schreck. Hinter ihm tauchte jetzt Mórenda auf und fesselte den Jungen sofort.
Zu guter letzt bekam der Junge noch einen Knebel verpasst. Mórenda befestigte die kurze Botschaft, die sie auf Pergament geschrieben hatte, an einem Pfeil und gab diesen Halrin.
"So, jetzt kannst du diesen Húrin informieren".
Húrin machte sich Sorgen, als sein Junge nach einer Stunde nicht zurückkehrte. Die Sonne stand schon tief im Westen, und Mável musste eigentlich wissen, dass es längst spät war.
Plötzlich macht es tok! Und ein Pfeil blieb dicht neben Húrin im Baum stecken. Húrin erkannte ihnl: es war einer von Mávels selbstgefertigten Pfeilen.
"So laß doch den Unsinn, Junge", rief Húrin ungehalten. So ein Verhalten war er von seinem Sohn ganz und gar nicht gewohnt. Er zog den Pfeil aus dem Baum. Dann bemerkte er das Papier, das daran hing. Entsetzt las er die Botschaft darauf.

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