Arda Fanfiction

Das neue Archiv für Geschichten rund um Tolkiens fabelhafte Welt!

Vaterfreuden

von Celebne

Kapitel 1

Nervös stand Denethor vor der  Tür, die zu Gemächern seiner Frau führte. Es musste bald soweit sein. Schon seit Stunden befanden sich die Hebammen und Heilerinnen bei Finduilas. Bei Boromirs Geburt vor 5 Jahren hatte es bei weitem nicht so lange gedauert wie jetzt.
Endlich hörte Denethor das Geschrei eines Säuglings und ein erlösendes  Lächeln huschte über sein Gesicht. Die Tür ging auf und eine der Helferinnen kam mit einer Schüssel heraus, in der sich blutige Tücher befanden.
"Darf ich jetzt hineingehen?" fragte der Truchsess die Frau aufgeregt.
Die Bedienstete  drehte sich um und  rief Ioreth, die Heilerin, herbei. Die hochgewachsene, dunkelhaarige  Frau kam würdevoll auf Denethor zugeschritten.
"Jawohl, Herr Denethor, Ihr dürft jetzt das Gemach betreten", sagte sie lächelnd. "Ich beglückwünsche Euch hiermit zur Geburt Eueres zweiten Sohnes!"

Denethor konnte seine Enttäuschung kaum verbergen: wieder ein Sohn! Er hatte sich so sehr eine Tochter gewünscht. Mit Boromir hatte  er ja bereits einen Sohn und Erben. Finduilas würde wohl auch keine weiteren Kinder mehr bekommen können: die Schwangerschaft hatte  ihr sehr zugesetzt und die Kräfte der zarten Frau aus Dol Amroth fast aufgezehrt.
Der Truchsess holte tief Luft und betrat das Schlafgemach seiner Gemahlin. Finduilas lag blaß und schmal in den Kissen. Sie wirkte fast wie ein Kind. Ihr langen, rotblonden Haare waren wie ein Heiligenschein auf dem Kissen um sie ausgebreitet. In ihren Armen hielt sie ein winziges Bündel mit einem blonden Flaum auf dem zarten Köpfchen. Als sie ihren Gemahl erblickte, lächelte sie glücklich und schlug die Decke, die den Neugeborenen verhüllte, zurück.
"Hier sieh, Liebster, welch prächtigen Sohn ich dir geboren habe."

Denethor lächelte  verzerrt und nahm den Kleinen vorsichtig in seine Arme. Wie zerbrechlich  und zart doch Säuglinge wirkten! Erneut wallte die Enttäuschung in ihm hoch, weil es doch ein Junge war und nicht das ersehnte Mädchen. Rasch gab er das Kind seiner Mutter zurück.
Finduilas spürte, dass ihr Gemahl von seinem neugeborenen Sohn nicht besonders begeistert war.
"Du hattest dir eine Tochter gewünscht, nicht wahr?" fragte sie mit belegter Stimme.
"Laß uns einen Namen für den Jungen aussuchen", lenkte  Denethor ein wenig ungehalten vom Thema ab.
Finduilas seufzte leise: sie kannte  ihren  Mann lange genug und wusste, dass er ihre Frage nicht beantworten würde. Sie drückte den schlafenden Säugling vorsichtig an sich.

"Es sollte ein Name sein, der gut zu Boromir passt", meinte sie und sah verträumt  zum Fenster hinaus. "Er ist ein Juwel, genau wie unser erstgeborener Sohn."
"Faramir - er soll Faramir heißen", sagte Denethor  nachdenklich. "Das bedeutet  Juwel der Jagd' und passt gut zu unserem Juwel der Stärke'."
"Faramir, ja so soll er heißen", murmelte Finduilas zärtlich und streichelte dem Kleinen über das blonde Köpfchen.
Sie hoffte, dass ihr Gemahl irgendwann auch Faramir so lieben würde wie Boromir.
Denethor wollte nicht länger bleiben. Er war zwar inzwischen etwas versöhnlicher gestimmt,  aber dass er nun niemals eine Tochter haben würde, grämte ihn trotzdem weiter.
Als er das Zimmer verlassen hatte, begegnete ihm der kleine Boromir und seine Stimmung hellte sich auf.
"Vater, ich möchte so gerne wissen, ob ich einen kleinen Bruder bekommen habe", erkundigte sich der blonde Junge neugierig.
Denethor lächelte  und strich ihm über die Wange.
"Dein Wunsch wurde dir erfüllt: Du hast nun einen Bruder namens Faramir."
"Faramir!" rief Boromir freudig aus. "Wie schön dieser Name klingt. Fa-ra-mir!"
Er begann den Namen laut zu singen und tanzte freudig durch die düsteren Korridore der Zitadelle.

Denethor sah seinem Sohn lächelnd nach und langsam konnte er sich nun auch darüber freuen, dass Faramir geboren worden war. Wenn es ein kleiner Junge konnte, warum nicht auch er?

END

Rezensionen