Arda Fanfiction

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Königin ohne Krone

von Celebne

Dilemma

Aragorn beschloß, Éowyn und ihre Gäste besser alleine zu lassen. Diese Sache ging ihm nichts an. Die Schildmaid würde schon alleine mit diesen Leuten fertigwerden, falls es darum ging, sie abzuwimmeln. Er verabschiedete sich kurz und nickte den Leuten aus Rohan zu.
Éowyn fasste rasch einen Entschluß: sie schickte die Knechte mit den Pferdewagen alleine nach Emyn Arnen los und bat Morwen und die anderen in das fast leere Haus hinein.

„Ihr müsst entschuldigen, aber wir haben kaum noch Sitzgelegenheiten hier“, sagte zu ihren Landsleuten.
Die Kinder ließen sich auf den Parkettboden im Kaminzimmer nieder. Sie brauchten keine Stühle. Die Erwachsenen setzten sich auf Holzkisten. Éowyn ließ den erschöpften Leuten etwas zu essen und zu trinken bringen. Es waren ja noch einige Bedienstete im Haus.
„Es tut uns leid, dass wir bei Euerem Umzug stören, Herrin“, begann Morwen von Neuem, die offensichtlich die Sprecherin der Gruppe war.
Die beiden Männer, welche dabei waren, wirkten ziemlich unbedarft. Sie waren sicher brave Bauern Rohans, aber keine Redner. Offensichtlich gaben sie den Frauen nur Geleitschutz.

„Ihr wusstet ja nicht, dass Faramir und ich umziehen“, meinte Éowyn freundlich und verschränkte die Arme. „Um was geht es denn?“
„Ich werde nie vergessen, wie Ihr uns in den Grotten von Aglarond verteidigt habt“, sagte Morwen lächelnd. „Ihr seid eine große Schildmaid. Eine solch tapfere Frau hat es in Rohan noch nie gegeben. Es gibt viele, die Euch lieben.“
Éowyn machte dieses Lob ganz verwirrt und sie wusste gar nicht, wo sie hinsehen sollte.
„Ach, das hätte jeder andere für Euch auch getan“, meinte sie bescheiden. „Ich war die Einzige in den Grotten, die ein Schwert dabei hatte.“
„Nein, das hätte eben nicht jeder andere für uns getan“, beteuerte Morwen leidenschaftlich. „Wir hatten alle große Angst in den Grotten, nur Ihr nicht, Herrin.“

„Du hast doch auch den Hexenkönig getötet!“ piepste jetzt die kleine Freda vorlaut.
Sie wurde sofort von ihrer Mutter ermahnt. Doch Éowyn lachte herzlich.
„Da hat sie wohl recht, die Kleine“, meinte sie schmunzelnd.
„Seht Ihr, Herrin“, fuhr Morwen vorsichtig fort. „Sogar die Kinder schwärmen bereits von Eueren Ruhmestaten. In Rohan singt man Heldenlieder über Euch.“
Das machte Éowyn wieder ganz verlegen. Trotzdem hatte sie immer noch nicht den Grund erfahren, warum diese Rohirrim eigentlich hier waren.
„Ihr seid doch gewiß nicht gekommen, um von meinen Taten zu sprechen“, meinte sie wieder ernst.

„Die Westfold wurde durch die Dunländer zerstört“, erklärte Morwen bedrückt. „Unsere Dörfer bestehen nur noch aus Ruinen. Niemand kümmert sich um uns. Wir brauchen einen König, der sich auch der Westfold annimmt.“
„Keine Sorge, das wird mein Bruder schon noch tun“, sagte Éowyn fast ein wenig verärgert.
Die Unterstellung, Éomer würde sich absichtlich nicht um die Westfold kümmern, gefiel ihr nicht.
„Wir haben das nicht böse gemeint“, versicherte ihr Morwen rasch. „Euer Bruder kann sich natürlich nicht auf einmal um alles kümmern, denn es wurden auch noch andere Gegenden Rohans zerstört. Aber die Zeit vergeht und die Kindern müssen hungern. Die Männer wissen nicht, wie es weitergeht. Sie wollen die Felder nicht eher bestellen, bis Hilfe aus dem Königshaus kommt. Wir brauchen eine starke Hand, die den Männern Mut macht und die Hungrigen beruhigt.“

„Éomer könnte einen Verwalter für die Westfold bestimmen, der das tun soll“, überlegte Éowyn laut.
„Wir wissen nicht, ob wir einem solchen Verwalter trauen können“, warf Morwen sofort ein. „Viele edle Männer aus Rohan sind im Krieg gefallen.  Wir wollen jemanden als Verwalter haben, den wir kennen und vertrauen – so wie Ihr.“
Éowyn erschrak, als sie das hörte.
„Das geht nicht“, sagte sie sofort. „Wißt Ihr nicht, dass ich nun die Fürstin von Ithilien bin und an die Seite meines Gemahls gehöre?“

„Ithilien ist ein fremdes Land für uns“, erklärte Morwen darauf. „Für Euch sicher auch, vermute ich. Wäre es nicht eine Verschwendung, wenn Ihr Euch dort um fremde Menschen kümmert, während man Euch zuhause in Rohan braucht?“
Éowyn gefiel Morwens mahnender Tonfall nicht besonders gut. Aber sie konnte die Verzweiflung daraus hören. Diese Leute hatten eine beschwerliche, wochenlange Reise auf sich genommen,  weil Éowyn ihre letzte Hoffnung war. Die Schildmaid wusste, dass Éomer viel zu tun hatte.. Rohan hatte tapfer gekämpft gegen Saruman und Sauron - man hatte viel Verluste einstecken müssen. Nun erwarteten die Bewohner dieses Landes, dass man ihre Treue und ihren Mut auch belohnte.  
„Ich muß mit meinem Gemahl über diese Sache sprechen“, sagte Éowyn nachdenklich. „Es wird sicherlich keine einfache Entscheidung werden. Laßt uns hier am besten auf ihn warten.“

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