Arda Fanfiction

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Eiche und Weide

von Marnie Goodbody

Chapter #4

Angrod, Sohn des Finarfin, näherte sich inmitten einer Gruppe von Reitern, deren Rüstungen klirrten und mit Juwelen übersät waren. Kleine Flammen verschiedenster Farben blitzten von dem Geschirr des Noldo-Prinzen und sein Brustharnisch war bedeckt mit Kristall, welches das Sonnenlicht wie eine Wasserfläche einfing. Auf seinem Kopf saß ein Reif und ein Saphir strahlte auf seiner Stirn. Die schwere Flut seines weizenblondes Haares war aufwändig geflochten und mit Edelsteinen durchsetzt. Selbst von seinem Schwertknauf ging eine Leuchtfontäne von den eingelassenen Steinen und kostbaren Metallen vieler Schattierungen aus.

Oberhalb Celeborns kicherte Calandil, seine Ehrenwache, leise in den Baumwipfeln, und von Daeron erklang ein gedämpfter Laut bei dem Versuch, nicht zu lachen. Celeborn strich über die zurückhaltende Eleganz seiner weichen grauen Tunika und fragte sich, ob er nicht vielleicht diejenige mit der übertriebenen Stickerei hätte tragen sollen. Neben der geradezu barbarischen Pracht des Noldo fühlte er sich kläglich einfach angezogen. Doch nein. Er ist es doch, der wie das Innere eines Elstern-Hortes aussieht. Mit einem Wort trieb er sein Pferd vorwärts und kam allein unter den Schatten der Bäume hervor.

Es war merkwürdig zu sehen, wie Angrods Wachen auf seine Anwesenheit reagierten – sofort sahen sie sich um, als ob sie erwarteten, den Rest seiner Eskorte aus dem Wald neben ihnen hervorbrechen zu sehen. Sie sahen nicht nach oben, wo Calandils Krieger die letzten achthundert Yards in Bogenschussweite auf sie angelegt hatten. Anhand dessen, wie auch durch ihre Kleidung, erschienen sie ganz plötzlich protzig und naiv.

Einer der Wachen rief ihn an und als er seine Kapuze herunterzog, sah er ein Aufblitzen von ... etwas ... in den unnatürlich feurigen Augen des Elben. Es sah, dachte er mit sinkendem Herzen, sehr nach Schuldgefühl aus. Den Schreckmoment des anderen nutzend, trieb er sein Pferd voran und kam so durch den Ring von Bewaffneten und stand Angrod von Angesicht zu Angesicht gegenüber. „Ich bin Celeborn, Prinz von Doriath“, sagte er. „Und ich grüße Euch im Namen von König Elu.“

Angrods Gesicht war freundlich und offen, noch ein wenig jugendlich gerundet. Seine Haut schimmerte wie der Mond hinter einer Wolke und in seinen Augen lag das gleiche Feuer wie in denen seiner Wache. Auch sie zeigten, als sie über den langen Zopf von Celeborns eisfarbenem Haar glitten, kurz dieselbe Unsicherheit, dieselbe ... Scham. „Ihr seht aus wie ein Schwanen-Fürst“, sagte er nervös.

„Ein was?“ Es war schwierig, dem geradezu fremdartigen Akzent Angrods zu folgen und er fragte sich, ob er richtig gehört hatte.

„Ihr seht aus wie einer der Teleri von Alqualonde“, sprach Angrod lauter, als ob er hoffte, auf diese Weise besser verstanden zu werden, doch sein Gesicht hatte sich umwölkt. Sein Blick fiel nieder auf Celeborns Gürtel und verharrte dort, als ob er den Wert des Silbers zu schätzen versuchte oder, was wahrscheinlicher war, als ob er ihm nicht länger in die Augen zu sehen wagte.

„Ich bin ein Teler.“ Celeborn zuckte mit den Schultern und wendete sein Pferd, um die Noldor in die Bäume zu führen. „Also sollte dies nicht überraschen.“ Aber dennoch wunderte er sich, das Unbehangen um ihn herum nicht nur von Angrod, sondern von allen seinen Begleitern spürend. Unbehagen und Zorn und Schuld. Was haben die Teleri ihnen getan oder sie den Teleri, dass sie mich nicht entspannt ansehen können?

„Aber in Wahrheit seid Ihr es nicht.“ Angrod hielt mit ihm Schritt und das junge Gesicht erhellte sich mit einer Gelehrtenneugier, die eher ein Teil von ihm zu sein schien als seine Juwelen. „’Teleri’ bezieht sich nur auf jene Eures Volkes, die nach Aman kamen ... nur die Calaquendi. Ihr seid Moriquende, also könnt Ihr nicht Teler sein.“

Es kostete ihn einen Moment, das Quenya zu übersetzen, ‚Calaquendi’ wäre ... Celbin. Also ist ‚Moriquendi’ ... und dann zügelte er sein Pferd und hielt schockiert und getroffen an. „Wie habt Ihr mich genannt?“ Ihn überkam das Bedürfnis, sich den kleinen Prinzen an seinen mehr als kunstvollen Flechten zu greifen und ein wenig Respekt in ihn hineinzuschütteln. Es wurde auch nicht besser dadurch, dass Calandil genau diesen Moment gewählt hatte, um seine Wachen aus den Bäumen herauszuführen. Calandils Gesicht war grimmig und Daeron, der neben ihm stand, hatte schmerzvoll aufgerissene Augen.

„Dunkel-Elb“, sagte Angrod, als ob es offensichtlich sein sollte. „Ihr habt das Licht der Zwei Bäume nicht gesehen, daher seid Ihr alle Dunkel-Elben.“ Er sah verständnislos in die missmutigen Gesichter von Celeborns Wachen. „Es ist nicht als Beleidigung gemeint. Es ist einfach nur eine Bezeichnung.“

„Ich denke“, Celeborn bemühte sich, seine Hand nicht zu seiner Axt zu bewegen, obwohl er sich plötzlich des verhüllten Kopfes unterhalb seines Ellenbogens bewusst war, „ich denke, Ihr solltet Euch entsinnen, dass wir jene Ausdrücke in Doriath anders gebrauchen. Ein Dunkel-Elb ist ein Elb, der – ob aus Bosheit oder Angst – in Morgoths Dienste getreten ist. Ein Licht-Elb ist jeder, der sich offen gegen ihn gestellt hat. Wir sind Licht-Elben in Doriath. So wie unsere Nandor-Verwandten und das Grün-Volk und selbst jene der Avari, die unsere Verbündeten sind. Wir sind alle Celbin.“

„Oh, die Laiquendi!“ Angrod lachte unbehaglich und versuchte das Thema zu wechseln. „Sie sind ziemlich unzivilisiert, nicht wahr? Mit ihren Pfeilspitzen aus Stein und ihren Gewändern aus Blättern. Wisst Ihr, wir dachten, all die Mori ... Zauderer wären wie sie. Wir waren sehr überrascht zu sehen, dass die Doriathrim eine ähnlich entwickelte Kultur wie wir selbst haben.“

„Tatsächlich“, sagte Celeborn und seine Wut machte ihm zu schaffen. „Die Doriathrim haben es fast geschafft, eine Kultur zusammenzukratzen. Wie schade, dass der Rest von uns zu beschäftigt damit war, um unsere Leben zu kämpfen, als die feineren Aspekte der Etikette zu erlernen!“

„Ihr seid überempfindlich.“ Angrod setzte sich brüskiert auf. „Noch einmal, ich beabsichtigte keine Beleidigung. Ich vergleiche Euch nicht mit dem rüden und plumpen Volk, das wir bisher getroffen haben. Es ist gut bekannt, dass Eure Königin eine Maia ist und Euer König und unserer wie Brüder zueinander waren.“

Er ist ein Gast, erinnerte Celeborn sich selbst, und ein wertvoller Verbündeter. Er hatte bemerkt, dass das Gefolge des Prinzen nach diesem Wortwechsel nur noch hochmütiger schien und – so lächerlich wie es war – er empfand eine geradezu körperliche Bedrohung von ihnen. Und ein Fremder, der unsere Art und Weise nicht versteht. Ich habe ihn wahrscheinlich ebenso scheußlich beleidigt, mit etwas, von dem ich keine Ahnung habe. Er seufzte.

„Ich danke Euch“, sagte er, „dass Ihr das Volk Thingols als Eurer Beachtung wert erachtet.“ Es wäre diplomatisch gewesen, es dabei zu belassen, doch die sanften Worte der Diplomatie hatten sich ihm immer entzogen. Er bereute nicht, dass sie es auch jetzt taten. „Doch Ihr tut Unrecht damit, das Grün-Volk unzivilisiert zu nennen. In meiner Jugend habe ich drei Yeni bei ihnen verbracht – ihre Weisheit ist groß und ihre Holzkunst ist unübertroffen. Tatsächlich erachten wir sie nicht als ein von uns getrenntes Volk. Wir sind ein Volk – die Avari des Dritten Klans, die Nandor, das Grün-Volk, die Wald-Elben, die Sindar und die Teleri – wir sind alles Lindar, die Singenden. Wir sind Verwandtschaft.“

Wieder diese plötzliche Reserviertheit, dieses Zurückzucken bei dem Wort ‚Verwandtschaft’, und Angrods feuergleicher Blick senkte sich, um die Mähne seines Pferdes zu studieren. Hier gab es ein Mysterium, das eine Andeutung von Schatten in sich trug. So stolz wie die Noldor waren, hatten sie doch der Verderbnis Morgoths nicht entfliehen können. Aber es war nicht klug, ihn darüber zu bedrängen, dachte Celeborn, Melian wird es in ihm erkennen. Und ihm sollte die Gelegenheit gegeben werden, von sich aus darüber zu sprechen.

Sie waren zu den großen Toren von Menegroth gekommen und es war Abend. Das Rauschen und der muntere Rhythmus des Esgalduin erfüllte die Dämmerung mit dem Duft von Wasser. Eine Nachtigall trällerte, die Abenddämmerung begrüßend. Berührt vom Nachhausekommen und der Musik antwortete Daeron mit einer Stimme, welche die Nebel und die Sterne und den silbernen Strom verherrlichte. Sein Lied schien ein neues Werk zu sein; solide wie ein Juwel, ehrfurchtsvoll, heilig, schön und strahlend. Doch es entschwand, bevor es zu greifen war und hinterließ nur das Geschenk der Erinnerung.

Die Noldor zügelten ihre Pferde und starrten mit offenen Mündern und weit aufgerissenen Augen auf den Spielmann. Calandil kam heran, um Celeborns Zügel zu nehmen und sagte von Geist zu Geist: Und trotz all ihrer ‚Kultur’ haben sie niemanden wie ihn, nicht einmal in Valinor.

Schhhh, dachte Celeborn, aber er lächelte.

„So“, sagte er und nahm Angrod am Arm, um ihn über die enge Brücke und in die erste Vorhalle zu führen. „Ihr spracht von Finu...“

Ein Blick voller Unverständnis. Er entwirrte die sprachlichen Unterschiede in seinem Kopf. „Verzeiht ... Finwe. Ist er mit Euch zurückgekehrt? Mein Herr ist sehr begierig darauf, ihn wiederzusehen.“

Angrod schreckte vor der Treppe hinunter in die Erde zurück und Celeborn konnte die ängstliche Erregung, die durch seine Muskeln lief, unter seinen Fingerspitzen spüren. Angst vor der Dunkelheit? dachte er verwundert und dann verstand er erstaunt: Celbin ... Elben des Lichts ... Er ist es nicht gewohnt, in der Dunkelheit zu leben. Es war gleichzeitig erheiternd und ein wenig ärgerlich, sich der Jahrtausende zu erinnern, in denen die Elben in Doriath, vernachlässigt und vergessen von den Valar, in immerwährender Nacht gelebt hatten.

„Nein“, antwortete Angrod und seine Stimme war dünn vor Trauer. „Finwe ist tot. Von Morgoth erschlagen, bevor der Feind nach Mittelerde fliehen konnte. Vor allem der Rache wegen kehren wir zurück.“ Er hob den Kopf, um Celeborn ins Gesicht zu sehen. Die Flamme in seinen Augen war gelb und weiß vermischt, und er hatte seine Stimme gesenkt, als ob er Neuigkeiten aussprach, die so schrecklich waren, dass sie geflüstert werden mussten. „Der Feind hat die Zwei Bäume niedergeworfen und Aman mit Dunkelheit beschmutzt. Nur ihre Überbleibsel ziehen jetzt über den Himmel: eine Blüte des silbernen Baumes und eine Frucht des goldenen. Sonne und Mond ... das einzige, was die Valar retten konnten.“

„Ich verstehe“, sagte Celeborn und fuhr sich, Trost suchend, mit der Hand durch sein Haar. So hatte ich Unrecht. Nicht einmal Sonne und Mond waren für uns gedacht – der Nutzen, den wir davon haben, ist nur ein nachgeordneter. Und die Rückkehr der Noldor ist keine Hilfe für ihre lang verlassenen Freunde, sondern nur, um das, was ihnen angetan wurde, zu rächen. Es wurde niemals leichter zu erfahren, dass die Valar sich um die Elben Mittelerdes überhaupt nicht bekümmerten. Besonders, da er diesmal soviel Hoffnung in dieses Zeichen gesetzt hatte. Was den Verlust der Zwei Bäume betraf, so bedeutete es ihm wenig, abgesehen von einer vorübergehenden Laune, dass er nun niemals seinen Namensvetter sehen würde. Doch warum Angrod nun zu denken schien, dass er sich darum sorgte, war ihm ein Rätsel.

„Ihr habt mein Beileid“, sagte er schwer. „Mein Herr wird wahrlich trauern.“

„Doch scheint Ihr nicht schockiert.“ Angrod sah ihn in verblüffter Unschuld an. „Oder sogar sonderlich überrascht.“

„Sollte ich das sein?“ Celeborn sah hinab in das ernste Gesicht und fühlte sich plötzlich sehr alt, obwohl es in Wahrheit wohl nur einen geringen Altersunterschied zwischen ihnen gab. „Mein eigener Großvater, Elmo – der Bruder von Elu – und meine Mutter und meine ungeborene Schwester wurden von den Dienern Morgoths getötet. Es ist ein täglich wiederkehrender Umstand in Mittelerde. Etwas, an das Ihr Euch mit der Zeit gewöhnt.“

„Ich wünsche nicht, mich daran zu gewöhnen!“

Behütetes kleines Prinzchen. „Dann geht zurück in die wartenden Arme der Valar!“ sagte Celeborn bitter. „Verlust ist der Preis des Lebens in Ennor. Wenn Ihr wünscht, davor geschützt zu sein, hättet Ihr Aman nicht verlassen sollen!“

Angrods Reaktion war aufschlussreich – sein spitzer Stolz, der seien Mund öffnete und das ... etwas ..., das ihn wieder schloss, ohne eine scharfe Erwiderung. Er sah aus wie Mordir vor Gericht: gefangen in Schuld, er hatte Angst zu gestehen, aber auch Angst zu lügen. „Wir schworen einen Eid, nicht eher zurückzukehren als bis Morgoth geschlagen ist“, sagte er mit verdrießlicher Höflichkeit. „Also verspottet uns nicht ob dieses Verlangens.“

Nicht ganz eine Lüge, dachte Celeborn und seine lange Erfahrung in Beurteilungen bedeutete ein geradezu instinktives Erkennen, doch sicherlich auch nicht die ganze Wahrheit. Er seufzte ein weiteres Mal und sagte sich, dass die Noldor wie die Sonne waren – man konnte sie nicht zurückgeben; welchen Schrecken auch immer sie versteckten, die Sindar würden lernen müssen, damit zu leben. Es würde später Zeit geben, zu erfahren, was es war, ohne auf unwirtliche Weise einen Gast in dem Moment, wo er durch die Tür trat, einem Kreuzverhör zu unterwerfen.

„Vergebt mir“, sagte er. „Alles an Euch ist fremd für mich. Und ich bin sicher, ich kränke Euch bei jedem Schritt. Zweifellos werden wir alle gelöster miteinander umgehen können, wenn wir einander besser kennen.“ Er bedeutete Calandil, die Wachen des Prinzen zu den Baracken zu geleiten und lächelte, eher mit halbem Herzen. „Lasst mich Euch zu Euren Gemächern bringen. Denn, wenn Ihr den ganzen Weg von Valinor hierher gekommen seid, dann muss das wirklich eine harte Reise gewesen sein.“





„Was denkst du?“ Thingol stand vor dem Feuer in einem der kleineren Salons und stupste mit den Fingerspitzen gegen eine Laterne, so dass sie in ihrem Diamant-Schirm erzitterte und die Luft mit tanzendem Licht erfüllte. Leere Platten standen auf dem Tisch und Lúthien spielte noch mit einer Handvoll Weintrauben und hielt sie hoch, doch eher, um ihren Glanz im Lampenlicht zu bewundern, als mit der Absicht, weitere zu essen. Angrod war überredet worden, die Flöte für sie zu spielen und hatte den Raum in Begleitung eines Dieners verlassen, der ihm helfen würde, ein passendes Instrument für ihn zu finden.

„Schönes Haar“, sagte Lúthien. „Ein wenig wie Orophers. Nur etwas glänzender.“

„Lúthien...“

„Doch ich konnte mich an diese Augen nicht gewöhnen – dich anglühend in der Dunkelheit wie die Augen eines Fuchses im Schein der Fackeln.“

„Lúthien!“

Sie wickelte eine Locke ihres langen, mitternachtsdunklen Haares um ihr Handgelenk und sah kokettierend zu ihm auf und bewirkte, dass er sich für einen atemlosen Moment fragte, ob er einen hohlköpfigen Dummkopf von Tochter hervorgebracht hatte und dies tatsächlich ihre Gedanken waren. Dann grinste sie. „Oder meinst du die Tatsache, dass er eine ehrliche Person ist, die von einem Geheimnis, das zu schrecklich ist, um es zu teilen, niedergedrückt wird?“

Thingol setzte sich langsam und stützte seinen Kopf in seine Hände. „Du hast es auch gesehen.“ Sein Freund war tot und all seine Zweifel über diese unerwartete Hilfe schienen wahr zu werden.

„Nicht nur ein Geheimnis“, sagte Melian verdrießlich, „sondern ein Schatten. Ein Verhängnis ... ein Fluch ... eine Art Urteil über ihn.“ Sie sah hinauf, so als sähe sie die Sterne Elbereths durch die vielen Schichten drückenden Gesteins und als sie sprach, enthielt ihre Stimme die Gewissheit einer Prophezeiung. Kalt. Unerbittlich. Die Stimme einer Göttin. „Das Schicksal ist gegen sie und Unglück folgt ihnen. Wir täten gut daran, uns von ihnen allen rein zu waschen.“

So sehr wollte Thingol sich mit den vielen Armeen, von denen Angrod sprach, verbünden und Morgoth ein für allemal niederwerfen. Er wollte, dass es diese Hoffnung gab, dieses Ziel, um danach zu streben. Warum? Warum wurde Hilfe gesandt, nur um wieder entrissen zu werden? Warum schien alles Neue, das nach Doriath kam, nur Unglück anzukündigen? „Doch sie sind die Söhne meines Freundes“, sagte er und war entsetzt, wie schwach er klang. „Um Finwes Willen sollte ich ihnen helfen.“

Melian sah zu Celeborn, der stumm geblieben war, obwohl die Anspannung seiner Schultern zeigte, dass er einen Ausbruch diesem Argument gegenüber unterdrückte. „Du hast Doriath nicht entvölkert, um Elmo zu helfen, als er gefangen genommen wurde“, sagte sie, als ob sie in seinem Namen sprach. „Obwohl er dein eigener Bruder und genauso geliebt war wie Finwe. Du wusstest, dass es umsonst sein würde. So ist es auch hier. Die Noldor werden nicht über Morgoth obsiegen. Ich habe es gesehen.“

„Und was ist mit Angrod und seinen Leuten?“ Die geschmeidige Art und Weise, wie Angrod jedes Mal, wenn er nach Feanor und Fingolfin gefragt hatte, das Gespräch in eine andere Richtung lenkte, veranlasste ihn zu glauben, dass Melian Recht hatte, was diese Prinzen betraf. Sie waren von Grund auf ... was immer es war, das mit den Noldor nicht stimmte. Lass sie ihre Rache an Morgoth nehmen und seine Aufmerksamkeit lange genug von Doriath ablenken, damit die Sindar sich regenerieren können, wenn es denn alles ist, was sie tun können. Aber Finarfins Kinder? „Sind sie nicht die Söhne meiner Nichte? Sind sie nicht meine eigene Familie?“

Als sie seinen Kummer sah, wurde sie weicher und die Ehrfurcht vor ihrer Macht wich dem Mitgefühl. „Ich rate nicht, dass du sie niemals siehst, mein Lieber. Nur, dass du nicht zulassen solltest, dass sie dein Schicksal gleich ihrem eigenen formen.“

Er goss sich mehr Wein ein und trank ihn zu schnell, um ihn wirklich zu schmecken. „Ich kann es nicht ablehnen, meine eigene Verwandtschaft zu begrüßen“, sagte er und rettete an persönlichem Trost von diesem enttäuschenden Geschenk, was immer er konnte. „Ich wusste nicht einmal, dass Olwe geheiratet hat. Was sagst du, Celeborn?“

„Mein Herr.“ Celeborns Augen waren voller trostloser Erinnerungen und richteten sich auf etwas, das lange Zeit zurücklag. „Diese Noldor scheinen arrogant und ein wenig unausstehlich ... Doch als Elmo starb, habe ich meine gesamte Familie auf einmal verloren. Um seinetwillen würde ich sehr gern diese meine Vettern treffen.“
yén = elbisches langes Jahr; entspricht 144 normalen Jahren Als die Elben ihren langen Marsch in den Westen begannen, gab es drei Scharen jeweils unterschiedlicher Elben-Völker. Die Vanyar wurden von Ingwe geführt. Der König der Noldor war Finwe und der König der Teleri war Elwe (jetzt Elu genannt). Elwe und Finwe waren die besten Freunde. Elwe hatte zwei Brüder – Olwe und Elmo. Als Elwe für eine sehr lang Zeit verschwand, bezweifelte Olwe, dass er je zurückkommen würde und bot an, die Teleri den Rest des Weges nach Valinor zu bringen. Einige von ihnen ernannten Olwe zu ihrem König und verließen Mittelerde schließlich Richtung Valinor – und diese sind die einzigen, welche die Noldor sich herabließen, ‚Teleri’ zu nennen. Dennoch aber lehnte Elmo es ab zu glauben, dass Elwe für immer verschwunden war und so blieb er in Mittelerde und ein großer Teil der Teleri-Schar blieb bei ihm. Sie wurden die Sindar und schließlich kehrte Elwe zurück, um wieder über sie zu herrschen, mit seiner neuen Gemahlin Melian, der Maia, an seiner Seite. Elmo hatte einen Sohn Galadhon. Galadhon hatte zwei Söhne, Galathil und Celeborn. Daher ist Celeborn Elus Groß-Neffe. Olwe (in Valinor) hatte eine Tochter, genannt Earwen, die Finarfin, den Sohn Finwes heiratete. Ihre Kinder waren Finrod, Angrod, Orodreth, Aegnor und Nerwen (Galadriel). Daher ist Angrod ebenfalls Elus Groß-Neffe und Celeborns Cousin.
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