Arda Fanfiction

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Eiche und Weide

von Marnie Goodbody

Chapter #3

„Eine große Streitmacht von Orks und Werwölfen sind vor zweimal sieben Tagen in Ossiriand eingedrungen und unser Volk ist ihnen zahlenmäßig unterlegen. Im Angedenken an Denethor, Euren Freund, der in Euren Diensten in der Schlacht von Amon Ereb starb, bittet das Grün-Volk Euch, sich unserer zu erinnern und Hilfe zu senden.“ Der Bote der Grün-Elben stand in seiner rustikalen Kleidung inmitten der Wunder von Menegroths kunstvoll in Stein gehauenen Hallen. Seine Gewandung war grob und seine Waffen sehr einfach, und doch besaß er eine große Würde, und auch, wenn er vor Angst um sein Volk zitterte, war er nicht demütig.

Thingol sah auf. „Ich weiß, dass viele bei dem Versuch, den Zugang zum Meer wieder zu öffnen, verletzt wurden. Welche Streitkräfte können wir entbehren?“

Celeborn, der an seinem Ellbogen stand, beugte sich hinab, um zu antworten. „Mablung ist zurückgekehrt, Herr. Er ist unversehrt und auch viele seiner Krieger. Wir können eine Kompanie zusammenstellen.“

Eine Kompanie, dachte Thingol seufzend. Eine lange Zeit schien bereits vergangen seit den Tagen, in denen er zuletzt Frieden erlebt hatte, und er trauerte sehr um jene Zeiten – bevor die Sonne kam, bevor der Feind, Morgoth, kam, um in Angband als sein Nachbar zu weilen. Das Versprechen von Tilion und Arien war ein leeres gewesen und die Zweifel Melians hatten sich als weise erwiesen. „Innerhalb welcher Zeit?“

Celeborn sprach mit einem seiner Hauptmänner. „Zur ersten Stunde nach dem Mittag.“

Thingol nickte und schenkte dem Boten des Grün-Volkes ein schwaches, müdes Lächeln. „All jene, die wir erübrigen können, werden vorbereitet, Euch zu begleiten. Erfrischt Euch und ruht Euch aus bis dahin. Mein Hoffnung geht mit Euch.“

Er hob eine Hand, diesen letzten der Bittsteller zu entlassen. Die in einem Armreifen um sein Handgelenk gefassten Smaragde leuchteten unter den Lampen auf, und er sah Blätter; Blätter und Moos und die Wurzeln der Bäume, die bis in die Gebeine der Erde hineinragten. Sein Land, sein Volk, seins, das er bis zu seinem letzten Atemzug beschützen würde.

„Sie sollten sich nach Doriath zurückziehen“, sagte Melian und nahm seine Hand in ihre eigene, zartere. „Wo ich ihnen Sicherheit geben könnte.“

„Ah, Herrin“, sagte Thingol und führte ihre ineinander verschlungenen Hände an seine Lippen. „Du vor allen anderen solltest wissen, dass die Quendi Freiheit höher schätzen als Sicherheit. Ich werde die Grün-Verwandten nicht bitten, ihre Lande zu verlassen. Nicht, solange ich die Kraft habe, sie zu verteidigen.“

„Doch unsere Stärke wird täglich geringer“, warf Celeborn ein. Da die formale Audienz vorüber war, verließ er seinen Platz zur Linken des Königs und setzte sich auf die Stufen des Throns. „Sollten wir nicht irgendwie lernen können, uns zu vermehren wie Orks, werden wir bald durch bloße Überzahl überwältigt.“

„Du hast eine böse Zunge, Neffe.“ Der Schmerz über das Wissen, dass die Worte der Wahrheit entsprachen, hinderte Thingol nicht an einem bitteren Lächeln darüber, wie sie geäußert worden waren. „Und einen klaren Blick.“ Eine Last wie die des Thangorodrim schien sich auf ihn zu legen und er steckte den Rücken in Abwehr und bemühte sich, tief durchzuatmen. „In der Tat, selbst wenn die Nandor und das Grün-Volk sich nach Doriath zurückziehen würden, was würde das bewirken, außer uns alle wie Fische in einem Netz versammelt zu haben?“

Er langte nach einer Locke des schwarzen Haares seiner Gemahlin und strich sie sanft zwischen seinen Fingern glatt. „Du bist mächtig, Melian, Königin unter den Maiar, und der Friede, den wir haben, beruht auf dem Gürtel der Verteidigung, den du um dieses Königreich gewoben hast. Doch kann dein Wille über jenen eines Vala siegen, selbst wenn er ein gefallener ist? Ich denke nicht. Hätte Morgoth uns alle an einem Ort, dann würde es das Ende nur beschleunigen.“

In ihre Augen sehend konnte er all das vergessen und in der Erinnerung auf die Lichtungen von Nan Elmoth zurückkehren, wo sie sich das erste Mal getroffen hatten, wo sie verzückt Hand in Hand gestanden hatten, während die Sterne über ihren Köpfen dahinzogen und die Bäume hoch hinaufwuchsen. Sie lächelte ihn jetzt an und irgendwie, obwohl er keine Hoffnung hatte, fand er den Willen, standzuhalten. „Nun, das Ende wird nur schneller kommen, wenn wir aufgeben. Ich werde nicht verzweifeln. Jeglicher Sieg über mich wird teuer erkauft sein!“

An der Tür war eine Bewegung auszumachen und Höflinge wichen in einem Rascheln von Seide zurück, als ein grau gewandeter Kundschafter hereinplatzte. Er stürzte in die Mitte des Saales und warf sich auf ein Knie. „Herr König, ich habe großartige Neuigkeiten!“ Sein empor gewandtes Gesicht war benommen vor Glück und Thingol verspürte vorsichtiges Interesse. Gute Neuigkeiten wären willkommen.

Er bedeutete dem Boten zu sprechen und glühend vor Wichtigkeit platzte der junge Elb heraus: „Eine große Schar Eldar ist an den Küsten, von Aman kommend, gelandet. Sie sind zahlreich und prächtig – herrlich mit Bannern und Trompeten, mit Rüstung und Schild und Schwert. Es heißt, sie hätten zur selben Zeit den Boden betreten, als die Sonne das erste Mal aufging – ich kann mich dafür nicht verbürgen – und sind seitdem marschiert. Ich sprach mit einigen ihrer Bediensteten und sie sagten, ihre Fürsten seien Fingolfin und die Söhne Finarfins. Sie sind zurückgekehrt, um gegen Morgoth in die Schlacht zu ziehen!“

Es ist an der Zeit! dachte Thingol, während die langsam nachlassende Verzweiflung ein bitteres Gefühl selbst diesen potenziellen Verbündeten gegenüber hinterließ. Es ist an der Zeit, dass die Fortgegangenen einige Gedanken an jene von uns erübrigen, die sie verlassen haben, um in Sicherheit im Westen zu leben. Und was wird ihr Preis sein für diese plötzliche Unterstützung? Doch er versuchte die Verbitterung, soweit er konnte, zu lösen. Welche Veränderungen auch immer diese neuen Eldar mitbrachten, Doriath würde zumindest nicht länger Gefahr laufen, überrannt zu werden. „Die Valar seien gepriesen“, sagte er unwillig. „In der Stunde unserer Not. Kenne ich diese Prinzen?“

„Es wird von ihnen als den Söhnen Finus gesprochen.“ Das Lächeln des Boten war breit und endlich konnte Elu Thingol es erwidern. Zweifel wurden bei dem Namen hinweggeschwemmt und eine große Flamme der Freude loderte in seinem Herzen auf, das nur Augenblicke zuvor so niedergedrückt gewesen war. „Finwe?“ rief er und sprang auf. „Mein größter Freund! Der Bruder meines Herzens! Lang waren wir getrennt und doch hat er mich in meiner Not nicht vergessen. Ist er nicht selbst gekommen?“

„Das weiß ich nicht, Herr. Ich verweilte nur kurz und eilte dann fort. Sie näherten sich dem See Mithrim, als ich sie verließ. Darüber hinaus weiß ich nicht mehr, als ich erzählte.“

„Kehre rasch zu ihnen zurück und lass einen der Prinzen zu mir kommen. Ich werde eine Eskorte hinter der herschicken, so wird alles bereit sein, wenn deine Botschaft überbracht ist.“

„Mein König.“ Der Kundschafter verneigte sich grinsend auf seinem Weg nach draußen und Thingol wandte sich an seinen Groß-Neffen, den engsten männlichen Verwandten, den er noch in Doriath hatte. Celeborn beobachtete ihn mit einem Kräuseln der Lippen, katzengleich in seiner Selbstgefälligkeit.

„Ai! Nun wirst du behaupten, du habest die ganze Zeit gewusst, was der Aufgang der Sonne bedeutete. Wende deinen selbstgefälligen Blick von mir ... denn du bist der einzige von Rang, den ich habe, um diese Söhne von Finwe korrekt zu begrüßen, und ich erwarte, dass du es als Prinz tust. Also geh, beende die Dinge, die getan werden müssen, gewande dich angemessen und sei bereit, abzureisen.“

„Mein Herr.“ Celeborn verließ unverzüglich den Saal und Melian sah ihn mit einem amüsierten Ausdruck in den Augen gehen.

„Selbst wenn du zwanzig Boten gleichen Ranges hättest, würdest du dennoch ihn schicken wollen“, sagte sie. „Du weißt das?“

„Ja, das weiß ich“, sagte er und lachte angesichts ihrer mütterlichen Bissigkeit. „Aber er hat es nicht nötig. Er ist schon widerspenstig genug.“

Er bot ihr seinen Arm und Seite an Seite gingen sie aus dem Thronsaal in die Gärten und leuchtenden Höhlen vieler Brunnen, wo das Volk von Menegroth sich versammelte, um sich zu unterhalten und zu tanzen. Die Neuigkeiten von Finwes Rückkehr bewirkten in ihm ein Gefühl wie Singen in Gnade und Freude ... und doch. Und doch flüsterte ein kleiner Teil seines Bewusstseins noch immer, dass es zu schön war, um wahr zu sein.

Stets bist du ungehobelt und stets misstrauisch, tadelte er sich selbst streng. Denke einfach daran, dass dein gewählter Bruder bald wieder mir dir sein wird und freue dich darüber. Er rief nach seiner Harfe und ertränkte diese kleine Unruhe im Gesang.
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