Arda Fanfiction

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Allerliebstes Schwesterlein

von Alistanniel

Außer Rand und Band

Die Zwillinge sind inzwischen 205, was 12 Menschenjahren entspricht, und Arwen 94 Jahre alt, also fast 6. Lavantýr heißt tierische Brüder, und amlugil Würmchen (hoff ich, amlug heißt jedenfalls Wurm) ;-) Glânroval bedeutet übrigens Weiße Schwingen und Nerwen Mann-Mädchen.

Arwen stutzte als sie leise Stimmen aus der Küche vernahm. Ihre Brüder. Neugierig spähte sie durch die halb geöffnete Tür. Neben dem Eingang zur Speisekammer stand Elladan. Er hatte wohl Wachposten bezogen, während sich Elrohir drinnen aufhielt.
In diesem Moment trat er wieder hinaus. Mit einer schmalen Flasche in der Hand. Die beiden gingen zum Küchentisch, wo bereits zwei kleine Gläser standen. Elrohir schenkte in jedes davon etwas von der trüben roten Flüssigkeit ein.
„Was macht ihr da?"
Beide drehten sich zugleich mit einem Ruck um. Anhand dieser Reaktion erkannte Arwen, dass sie wohl gerade etwas taten, dass ihnen ihr Vater bestimmt nicht erlaubt hatte.
„Ach du bist es nur", meinte Elrohir.
Sie wies auf die Flasche, „Das ist doch adas Erdbeerlikör, das dürft ihr nicht."
„Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß", erklärte Elladan, „Und du wirst schön brav deinen Mund halten, ist das klar?"
„Darf ich auch einen Schluck?"
Bei dieser Frage lachten die beiden auf. „Du bist noch viel zu klein für so etwas" meinte Elrohir.
„Genau", fuhr sein Bruder fort, „Das dürfen nur die trinken, die wissen, wo sie herkommen."
Bei Arwens verwirrtem Blick grinsten alle zwei.
„Na du bist doch vor vierundneunzig Jahren nicht einfach vom Himmel gefallen."
Das Mädchen legte den Kopf schief, und sah die beiden Burschen fragend an. „Und wo komme ich her? Ihr wisst es doch, also sagt es mir!"
Während Elrohir die Flasche wieder zurück in die Speisekammer brachte, setzte Elladan zu einer Erklärung an. „Also da gibt es einen großen weißen Adler, Glânroval heißt er, und der bringt die kleinen Kinder aus Valinor zu ihren neuen Eltern."
„Und wie weiß der, wohin er die Kinder bringen muss, und welches wohin gehört?" hakte Arwen nach.
„Er weiß es einfach."
Die Skepsis stand ihr ins Gesicht geschrieben, aber da sie sich selbst nichts anderes vorstellen konnte, gab sie sich mit der Erklärung zufrieden. Trotzdem beschloss sie ihre Eltern deswegen zu fragen.
Doch sie vergaß es um den bevorstehenden Aufbruch nach Lórien schnell wieder. Denn gerade eine Woche später ging es los. Die drei reisten allein mit ihrer Mutter, und natürlich ein paar bewaffneten Kriegern als Eskorte. Ohne die wollte Elrond, welcher in Bruchtal verblieb, sie nicht weg lassen.
Ohne Probleme erreichten sie Lórien, und wurden dort erst einmal ausgiebig begrüßt. Die Zwillinge versuchten sich schnellstens wieder aus Galadriels Umarmung befreien, schließlich waren sie ja keine kleinen Kinder mehr, die gedrückt werden wollten.
Nachdem Celebrían liebevoll von ihren Eltern begrüßt worden war, ging sie sofort zu ihrer besten Freundin Ninglor, die ihr erstes Kind erwartete. Sie, die bereits die Erfahrung von zwei Geburten hatte, wollte ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen. Arwen kam mit ihr mit, während Elladan und Elrohir lieber Haldirs Brüder Rúmil und Orophin aufsuchten, die in etwa in ihrem Alter waren.
Celebrían freute sich sehr Ninglor wieder zu sehen, und umgekehrt. Nur Arwen hielt sich im Hintergrund. Die Freundin ihrer Mutter war ihr nicht ganz geheuer. Warum hatte sie nur so einen großen Bauch? War sie krank?
In den folgenden Tagen verbrachte Arwen die meiste Zeit mit ihrer Großmutter, welche sich freute ihre Enkelkinder um sich zu haben.
An einem Nachmittag schließlich waren Celebrían, Galadriel, die Zwillinge und ihre kleine Schwester du dem Teich gegangen, der außerhalb von Caras Galadhon lag.
Während sich die beiden Frauen am Ufer ins Gras sinken ließen, tobten die Kinder herum, gerieten immer wieder zwischen den Bäumen außer Sicht. Erst kürzlich hatte es geregnet, deshalb war der Waldboden an vielen Stellen ziemlich aufgeweicht und schlammig.
Plötzlich ertönte ein erschrecktes Quietschen von Arwen, woraufhin die Zwillinge lachten. Das Mädchen schimpfte die beiden ärgerlich lavantýr, nur um von ihnen als amlugil betitelt zu werden. Etwas klatschte, und wieder quiekte Arwen.
Celebrían und Galadriel tauschten einen Blick und grinsten.
„Ich glaube da sollte mal einer nach dem Rechten sehen", die Mutter der drei Rabauken seufzte. Sie blickte Galadriel flehend an. „Vor dir haben sie mehr Respekt als vor mir, scheint mir, nana."
Galadriel erhob sich mit einem Lächeln und ging am Teichufer entlang, bis sie die Stelle erreicht hatte, wo sich die Kinder befinden mussten. Tatsächlich hatte sie sie rasch gefunden. Alle drei waren sie von oben bis unten mit Schlamm bekleckert.
Als ein Überraschungslaut von ihrer Mutter erklang, sah Celebrían abrupt auf. Elladan und Elrohir prusteten los, dann ertönte ein Kampfschrei von Arwen, woraufhin ihre Brüder fluchten. Das Mädchen kicherte. Ein leiser Aufschrei Galadriels ertönte, gefolgt von einem dumpfen Platschen, welcher beinahe im lauten Lachen der Zwillinge unterging.
Schließlich beschloss Celebrian nach zu sehen, was diese Geräuschkulisse zu bedeuten hatte. Als sie die vier dann erblickte, war sie einen Moment lang schockiert, musste aber dann sofort lachen.
Ihre Mutter lag doch tatsächlich rücklings im Schlamm, ihr weißes Kleid sah inzwischen so aus wie die Gewänder der Kinder, und sie versuchte sich mit Kitzelattacken die Zwillinge vom Leibe zu halten. Arwen daneben stand ihr zur Seite, indem sie ihre Brüder abwechselnd mit Schlamm bombardierte und sich mit voller Wucht auf sie stürzte.
Celebrían schüttelte den Kopf. „Das war dann wohl ein klarer Fall von falsch gedacht", meinte sie lächelnd.
Erst jetzt bemerkten sie die Zwillinge und ließen von ihren Opfern ab. Galadriel erhob sich. Nicht nur ihr Kleid, sondern auch ihr hüftlanges goldenes Haar war voller Schlamm. Mit der Hand wischte sie sich über das Gesicht.
„Könnte mir mal einer erklären, was das soll?" Celebrían musterte die vier nach der Reihe.
„Schlammschlacht", antwortete Elrohir, „Großmutter und Arwen gegen uns beide." Bei dem Blick seiner Mutter verging ihm das Grinsen aber relativ schnell wieder.
„Deine Mutter hat dich anscheinend zurecht Nerwen genannt, nana", stellte sie grinsend fest.
Galadriel musste ebenso grinsen. „Machst du dich etwa über mich lustig, iell-nîn?"
„Wie käme ich dazu?" Sie blickte wieder zu ihren Söhnen und ihrer Tochter. „Und ihr drei macht euch schleunigst sauber", ordnete sie, auf den Teich weisend, an. „Elladan, Elrohir, ihr werdet euch nachher bei eurer Großmutter entschuldigen, ist das klar?"
Die beiden Jungen nickten. „Ja nana."
Am darauffolgenden Tag waren die Zwillinge wieder mit Rúmil und Orophin unterwegs. Arwen war bei ihren Großeltern, während Celebrían wieder Ninglor besuchte.
Galadriel hatte mit ihrer Enkelin ein Spiel gespielt, und jetzt war das Mädchen hungrig geworden, weswegen sie sich um etwas Essbares kümmerte. Als sie die Keksdose öffnen wollte, um etwas von dem Inhalt auf den Teller zu legen, ergriff sie jedoch etwas Glitschiges und Feuchtes. Mit einem angewiderten Aufschrei ließ sie das Ding fallen, und erst als es am Boden aufkam, erkannte sie, dass es sich um einen Frosch handelte, der ungehalten quakte.
Von hinter der Tür war vierstimmiges Gekicher zu hören. Die Zwillinge und Haldirs Brüder, wer auch sonst, dachte sie.
„Da ihr euch nun amüsiert habt, könntet ihr so gut sein, und den Frosch dorthin zurück bringen, wo ihr ihn her habt!" sagte sie mit etwas Nachdruck in die Richtung von der immer noch das Lachen kam.
Arwen hatte in der Zwischenzeit das Arbeitszimmer ihres Großvaters betreten. Celeborn saß hinter seinem Schreibtisch und schrieb. Doch als das Mädchen herein kam, sah er auf.
„Hallo Arwen, na wie geht's?"
Sie ging zu ihm hinüber. „Kann ich dich etwas fragen, Großvater?"
„Aber ja, was möchtest du denn wissen?"
„Ninglor, warum hat sie so einen dicken Bauch?" sie sah ihn neugierig an.
Celeborn schmunzelte. „Ich glaube diese Art von Fragen solltest du mit deiner Mutter besprechen."
„Aber nana hat doch keine Zeit, sie ist ja ständig bei Ninglor. Weißt du die Antwort etwa auch nicht?"
„Doch natürlich, aber deine Großmutter kann dir das sicher besser erklären als ich. Warum fragst du nicht sie?"
Arwen nickte, „Ist gut." Damit verließ sie den Raum wieder. Celeborn entkam ein leises Seufzen als sie endlich außer Sichtweite war.
Vor dem Zimmer traf sie auf Galadriel, welche bereits nach ihr gesucht hatte. Die beiden begaben sich in den Hauptraum des Talans und Galadriel setzte sich an den Tisch. Arwen kletterte auf ihren Schoß, auch wenn sie schon fast zu groß dafür war.
„Kann ich dich etwas fragen?" begann sie, „Großvater meint du kannst es mir besser erklären."
„Natürlich. Was hast du auf dem Herzen?"
„Warum hat Ninglor so einen dicken Bauch? Ist sie krank? Nana scheint sich Sorgen um sie zu machen."
Ein Lächeln erschien auf Galadriels Gesicht. „Nein, sie ist nicht krank, es geht ihr sogar sehr gut."
„Aber was hat sie dann?" hakte Arwen nach.
Ihre Großmutter stellte nun ihrerseits eine Frage. „Mäuschen, sag mal, weißt du eigentlich wo du herkommst?"
Sie verstand was damit gemeint war. „Ein weißer Adler namens Glanrovi oder so bringt die Kinder aus Valinor zu ihren Eltern." Galadriel lachte auf. „Das haben dir deine Brüder erzählt, oder?" „Stimmt es denn nicht?" meinte das Mädchen irritiert.
„Am besten vergisst du es ganz schnell wieder, es ist kompletter Unsinn."
Arwen war neugierig geworden. „Und woher kommen die Kinder dann?"
„Weißt du Mäuschen, Ninglor ist so dick, weil ein Kind in ihr wächst."
Unverständnis lag im Blick des Mädchens, während Galadriel fortfuhr. „Kinder wachsen im Bauch ihrer Mutter heran, bis sie groß genug sind um auf der Welt zu überleben. Dann werden sie geboren."
„Heißt das, dass ich mal in nanas Bauch war? Und Elladan und Elrohir auch?" sie überlegte. „Aber wie haben die zu zweit da rein gepasst, war das nicht eng?"
Ihre Großmutter schmunzelte. „Ja genau, du und deine Brüder ihr seid auch im Bauch eurer Mutter heran gewachsen."
Arwen blickte etwas verwundert an Galadriel herab. „Nana war mal in deinem Bauch?"
„So ist es", ihr Grinsen wuchs in die Breite.
„Und wie kommt ein Kind da rein?"
Sie hatte bereits gewusst, dass die nächste Frage so lauten würde, und daher schon über eine Antwort nachgedacht. „Das Kind entsteht dort."
Doch diese Aussage stellte das Mädchen nicht zufrieden. „Aber warum? Wie geschieht das?"
„Langsam", Galadriel hob abwehrend die Hände. „Diese Frage solltest du deiner Mutter stellen."
Frustriert stand Arwen auf. Schon wieder abgewiesen. Warum mussten Erwachsene nur so kompliziert sein? Weshalb konnten sie ihr nicht einfach ihre Frage beantworten?
Draußen traf sie auf Elladan, Elrohir, Rúmil und Orophin, die in der
Zwischenzeit den Frosch wieder zum Teich zurück gebracht hatten.
„Weshalb so ein langes Gesicht, Schwesterherz?" fragte ersterer.
Und Arwen erzählte ärgerlich, wie sie die ganze Zeit von den
Erwachsenen abgewiesen wurde. Anschließend musterte sie ihre Brüder neugierig, doch auch die schienen kein besonderes Interesse an der Beantwortung ihrer Frage zu haben.
Elrohir grinste. „Hast du Großmutter eigentlich auch gefragt, wie das Kind wieder aus dem Bauch raus kommt?"
Sie schüttelte langsam den Kopf. Daran hatte sie tatsächlich nicht gedacht. „Wie denn? Sag du es mir."
Und Elrohir, Elladan, und Rúmil, die allesamt die Geburt von jüngeren Geschwistern erlebt hatten, begannen zu erklären. Ihre Schilderungen von Schreien und Schmerzen waren allerdings reichlich übertrieben. Sie schmückten es ja absichtlich noch aus, um dem Mädchen ein bisschen einen Schrecken einzujagen.
Arwen dachte in diesem Moment nur eines. Niemals, wirklich niemals, und für keinen Preis dieser Welt, würde sie eigene Kinder haben. Die Jungen, die an ihrem verzweifelten Blick erkannten, was gerade in ihrem Kopf vorging, brachen in Gelächter aus.
„Wie glücklich sich Männer doch schätzen können", meinte Elladan, und die anderen drei nickten.
Am besten würde sie nicht einmal heiraten, dachte Arwen bei sich, denn wenn sie die vier Jungen so betrachtete, waren Männer sowieso nur lästig. Und außerdem brauchte sie dann keine Ausrede dafür finden, keine Kinder bekommen zu wollen. Problem gelöst.
So einfach war das.

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