Arda Fanfiction

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Gegangen

von Éowyn

Kapitel 1

Ich sitze hier, einsam auf dieser Bank unter dem weißen Baum. Ich hab sie alle gebeten mich alleine zu lassen. Vollkommen alleine.
Ich kann es noch nicht fassen, dass du nun von mir gegangen bist. Ich fühle mich leer ohne dich und dein Nähe und die Liebe, die du mir entgegenbrachtest und die ich dir immer erwiderte. Doch du bist fort. Gegangen. Und ich kann nicht mehr tun, als hier zu sitzen.

Geweint habe ich, ja. Für die anderen. Doch in Wirklichkeit können Tränen den Umfang meines Leids nicht erfassen.

Ich bin froh, endlich alleine zu sein. Meine Gedanken sind verschwommen.

Unser Sohn, der zu einem stolzen Mann herangewachsen ist, wird in Kürze das ehrenvolle Amt, das bisher du innehattest, übernehmen. Er ist voller Zweifel, ob er seine Aufgabe gerecht und weise, so wie du es stets tatest, auszuführen. Ich weiß, dass es ihm ebenso gut gelingen wird. Ich bin voller Stolz auf ihn.

Deine Tochter trauert wie ich selbst um dich. Du warst immer einer der wenigen in dieser Stadt, die sie verstehen. Ich weis, dass ihr das Leben hier nicht gefällt. Sie möchte frei durch die Wälder ziehen und die vielen Männer und Prinzen, die um ihre Schönheit anhalten weist sie ab .Bald wird sie hier fortgehen. Ganz Mittelerde wird sie bereisen und immer zur Stelle sein, wenn ein Wesen ihre Hilfe benötigt, wie du es einst tatest. Nach deinem Tod gibt es nichts, was sie hier halten kann.

Ich weiß, dass ich bald sterben werde. Für dich habe ich die Unsterblichkeit meines Volkes aufgegeben.

Morgen werde ich gehen. Eine einsame Wandrerin in einem grauen Elbenmantel. Ich kehre zurück in das verlassene Lorien. Dort werde ich unter blühenden Bäumen wandeln, bis der erlösende Tod mich ereilt.

Sie alle werden fassungslos sein, das ich weg bin. Sie werden um mich trauern, wie sie es um dich taten. Dann werden sie nach mir suchen ohne mich jemals zu finden. Und schließlich werden sie es akzeptieren und die neue Herrschaft unseres Sohnes annehmen.

Die silbernen Blätter des weißen Baumes, der von dem zarten Schössling, den du einst in der Einsamkeit fandest, zu einem stolzen und wunderschönen Baum herangewachsen ist, rascheln leise im Wind. Eine sanfte Brise streicht durch mein offenes Haar, während meine Gedanken bei dir weilen.

Ich erinnere mich an unser erstes Treffen im Garten meines Vaters in Bruchtal. Du warst so jung. Erst 20 Jahre alt. Mein Vater hatte dir eben erst von deiner wahren Herkunft erzählt. Ich las deine Liebe zu mir in deinen Augen und wusste nicht ob ich sie erwidern konnte. Erwidern durfte. Du brachtest mich aus dem Gleichgewicht, doch schließlich fanden unsere Herzen zueinander.

Ich weiß, dass ich dich einst in ferner Stunde an fernem Ort wieder sehen werde. Weit, weit hinter den Grenzen dieser Welt.

Ende

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