Arda Fanfiction

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Saradocs Reife

von Ethelfara Ceorlred

Erläuterungen

a) Über das Bockland und seine Lage im nordwestlichen Mittelerde

Wie u.a. im Roten Buch der Westmark beschrieben, handelt es sich beim Bockland um einen Landstrich, der zwischen dem Fluss Baranduin (oder Brandywein, wie er von den meisten Bewohnern des nordwestlichen Mittelerdes genannt wird) und dem Alten Wald gelegen ist. Das Bockland befindet sich am Ostufer des Baranduin und direkt südlich der Brandyweinbrücke. Das gesamte Westtufer des Baranduin bildet in dieser Gegend die Ostgrenze des Auenlands, ein Land in der alten Provonz Arthedain des Nördlichen Königreichs gelegen und wie allgemein bekannt die Heimat des Volks der Halblinge, auch bekannt als Hobbits oder hol-bytla.

b) Von den Bewohnern des Bocklands

Das Bockland war nicht in der Landgabe von König Argeleb II. enthalten, so dass die Hobbitbrüder Marscho und Blanco im Jahr 1600 des Dritten Zeitalters die Hobbits in die Lande westlich des Brandywein führten, wo sodann das Auenland gegründet worden war. Es würde noch bis zum Jahr 2340 des Dritten Zeitalters dauern, bis Gorhendad Altbock, ein angesehener Hobbit aus dem Stockbruch wagemutige Siedler in den brachliegenden, unbewaldeten Landstrich am Westufer des Brandywein führte, um dort der wachsenden Anzahl an Räubern und Gesetzlosen Herr zu werden. Das Nördlichen Königreich war untergegangen und es gab keinen König mehr, der Anspruch auf diesen Landstrich erheben würde, aber durch die Ansiedlung der Hobbits wurden die Lande endlich wieder befriedet.

Im Bockland kristallisierte sich recht rasch eine eigene Herrschaftsform heraus. Im Auenland war es der Thain (der ursprünglich aus dem Stellvertreter des Königs von Arnor hervorgegangen war), der in Notzeiten die Landwehr einberief und das Auenland gegen Feinde verteidigte, aber bedingt durch die Lage des Bocklands waren es dort die Herren vom Brandyschloss (später trugen sie den Titel Herr des Bocklands), die das Ländchen mit mehr oder weniger starker Hand regierten, so dass es jederzeit gegen Notlagen und feindliche Angriffe gewappnet wäre. Der Herkunft der Familie der Brandybocks (die aus den Altbocks aus dem Stockbruch hervorgegangen waren) und ein gewisses Desinteresse der Thaine am Stockbruch führte im Laufe der Jahre dazu, dass in diesem Landstrich am Westufer des Brandywein der Herr des Bocklands ebenfalls als oberste Instanz anerkannt wurde.

c) Von den Grenzländern und den Kernländern

Wie bereits erwähnt, folgen die Bewohner des Bocklands und des Stockbruchs dem Wort des Herrn vom Bockland und nicht dem des Thains. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass das Bockland quasi permanent von Räubern und Feinden bedroht wird (die oft über den Alten Wald angreifen, oder über den schmalen Landstrich zwischen Altem Wald und etwa zehn Meilen nördlich der Sarnfurt) und es aus diesem Grund im Bockland und dem Stockbruch eine Art Landwehr gibt, die ständig im Dienst ist; damit stets den obersten Befehlshaber in Amt und Würden wissen muss. Die Grenzer des Bocklands kümmern sich hierbei um die unmittelbare Sicherung der Grenzen, die Bewachung der Grenzübergänge nebst dem Eintreiben von Zöllen und dem Abriegeln der Grenze außerhalb der Grenzübergänge. Die Wächter des Bocklands haben dieselben Aufgaben inne wie die Landbüttel des Auenlands, kümmern sich also um die Sicherheit im Inland. Mit den Grenzkriegern hat das Bockland allerdings gut bewaffnete und bestens ausgebildete Krieger in ständigen Diensten, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn Feinde oder Räuber besser bewaffnet als üblich ihr Unwesen treiben. Und Grenzkrieger sind mitunter weit vor den eigentlichen Grenzen des Bocklands im Einsatz.

Im Nordviertel des Auenlands liegen die Ansiedlungen von Lang-Cleeve und Grünfeld (letzterer Ort wurde durch eine der wenigen Schlachten bekannt, die innerhalb der Grenzen des Auenlands stattgefunden hatten), wo ein besonders wagemutiger und verwegener Familienzweig der Familie des Thains, der Tuks sich dem Schutz der auenländischen Nordgrenze verschrieben hatte. Die Nordtuks residieren in Lang-Cleeve, führen dort nach dem Vorbild der Herren vom Bockland ein ähnlich strenges Regiment, was den Schutz der Grenze angeht und arbeiten überdies eng mit den Brandybocks von Bockenburg zusammen.

Die Bewohner des Bocklands, des Stockbruchs, von Lang-Cleeve und von Grünfeld gelten unter den selbsternannten ehrbaren Bewohnern des Auenlands als Grenzländer; ungehobelte Gesellen mit seltsamen Gebräuchen und Angewohnheiten, mit denen man sich einfach nicht einläßt. Allerdings gelten im Gegenzug die Bewohner der Kernlande unter den Grenzländern als hochnäsige, eingebildete und selbstgerechte Gesellen, mit denen ein Brandybock oder ein Bolger, der etwas auf sich hält und sehr wohl weiß, welche Taten er selbst und manche andere zur Sicherung der Grenzen vollbracht haben, nur die allernötigsten Worte wechselt. Allerdings gibt es bekanntermaßen einige Ausnahmen unter den Bewohnern des Kernlands, die sich auf solch unerhörte Wagnisse wie Wanderungen, die länger als ein Nachmittagsspaziergang gehen, das Reiten auf Pferden, Bootfahren, das Besiegen von Drachen und dergleichen einlassen, und diese sind natürlich in den Reihen der Grenzländer gern gesehene Gäste. Manche schließen sich mitunter den Grenzern oder gar den Grenzkriegern an (oder leisten noch mehr) und so kommt es, dass einzelne Beutlins oder Straffgürtels (um nur einige zu nennen) sich sehr wohl einen exzellenten Ruf im Bockland erarbeitet haben – und denen jetzt ebenfalls herzlich egal ist, was diese Kernländer hinter ihrem Rücken wieder zu tuscheln haben.

d) Von denen, die zur See gefahren sind

Sicher, einige wenige Hobbits sind tatsächlich auf einem Schiff gefahren (die Bockenburger Fähre zählt übrigens nicht dazu), aber überraschenderweise gehören diese nicht zu jenen Familienmitgliedern, in deren Stammbaumeinträgen beim Todesdatum ein Fragezeichen und der Hinweis zur See gefahren ( oder fuhr zur See) vermerkt wurde. In anderen Völkern würde an dieser Stelle wahrscheinlich verschollen oder unbekannter Aufenthalt stehen, aber im gesamten Auenland findet sich in den verschiedensten Familienstammbäumen dieser Hinweis. Ein Hinweis, der übrigens generell als Makel gilt: bei den Kernländern hat sich doch wirklich jemand in ein Abenteuer gewagt, welche Schande! Unter Grenzländern wird solch ein Eintrag eher als Ansporn verstanden, nach dem Verbleib dieses Familienmitglieds (oder dem Mitglied einer befreundeten Familie) zu forschen und die Korrektur des Stammbaumeintrags bringt dem Forschenden hohes Ansehen. Übrigens wird in Saradocs Reife eine solche Sache geklärt, und derjenige, um den es geht ist mitnichten zur See gefahren. Er hat noch nie ein echtes Schiff mit eigenen Augen gesehen!

e) Die Grenzen des Bocklands und deren Schutz

Das Bockland wird durch den Alten Wald und den Brandywein begrenzt, im Süden durch ein kleines Stück des Flusses Weidenwinde. Im Norden grenzt es an die Alte Oststraße. Zum Schutz gegen wilde Tiere und Angreifer aus dem Alten Wald hatten die Bockländer recht bald eine dichte, durchgehende Hecke gepflanzt, den Hohen Hag. Dieser reicht von der Mündung der Weidenwinde in den Brandywein bis zu der Stelle, an der sich der östliche Brückenkopf der Brandyweinbrücke befindet, und er bildet eine fast undurchdringliche Barriere. Lediglich an drei Stellen ist es möglich, durch den Hohen Hag zu gelangen: direkt hinter der Brücke zweigt die Bocklandstraße ab, die durch das Bocklandtor in das Bockland hinein und bis nach Hagsend im Süden führt. Dies ist in Friedenszeiten der Hauptzugang, und hier reisen die meisten Händler aus dem Ausland ein. Etwas abgelegener, in der nordöstlichen Ecke des Hohen Hags liegt das Heutor (genauer: Bockländer Heutor), das eine wenig bekannte Abkürzung zur Oststraße in Richtung Bree ermöglicht, aber wegen seiner unmittelbaren Nähe zum Alten Wald nur selten genutzt wird. In Kriegs- und Notzeiten hatte sich das Heutor jedoch als unverzichtbar erwiesen, konnten Krieger und Reisende gleichermaßen heimlich das Bockland verlassen oder hineinkommen, wenn der Herr des Bocklands dies zuließ. Eine weitere Möglichkeit, den Hohen Hag zu durchqueren gibt es gleich östlich vom Brandyschloss gelegen: das Krickloch-Tor unweit des nahegelegenen Landguts. Hier gelangen die Grenzer und Grenzkrieger direkt in den Alten Wald, wenn es Erkundungen oder besondere Aufträge zu erledigen gilt. Die erfahreneren Jäger aus dem Brandyschloss begeben sich ebenfalls durch das Krickloch-Tor in den Alten Wald, wo sie auf reiche Beute hoffen können.

Grenzer und Grenzkrieger übernehmen den Schutz der Grenze an beziehungsweise vor der eigentlichen Grenze. In der hauslosen Wildnis, die sich nördlich, östlich und südlich an das Bockland anschließt sind mitunter geheimnisvolle Gestalten anzutreffen: groß gewachsene Menschen mit hageren, wettergegerbten Gesichtern, schweigsam, in dunkelgrüne und graue, abgetragene Kleidung gehüllt. Aber wenn diese Menschen sprechen (was mitunter selten ist, wenn sie einen nicht kennen), dann mit schönen Stimmen und gepflegtem Ausdruck, der so gar nicht zu einem harten Leben als Landstreicher in der Wildnis passen will. Und wer sie für leichte Beute hält, der sei gewarnt: sie sind erstaunlich gut bewaffnet und wissen ihre Waffen sehr wohl einzusetzen! Das Eigentümlichste an dieser Sache scheint aber, dass die Grenzkrieger aus dem Bockland keine Probleme damit haben, mit diesen geheimnisvollen Landstreichern zusammenzuarbeiten. Nur wenige wissen überhaupt, wer diese scheinbaren Vagabunden sind. Es sind die letzten Nachfahren vom Volk der Könige von Über dem Meer, die dereinst den Hobbits das Siedeln im Auenland gestattet hatten. Sie nennen sich selbst Dùnedain des Nordens, eine elbische Bezeichnung, und sie bewachen unablässig die wilden Lande unweit der wenigen Straßen und Ansiedlungen, die es seit dem Fall des Letztkönigs noch gibt. Mitunter schließen sich einige verwegene Hobbits ihnen für einen gewissen Zeitraum an, und als Waldläufer des Nordens sorgen sie dann gemeinsam dafür, dass die Oststraße noch immer halbwegs sicher von Händlern und Kaufleuten bereist werden kann, auch wenn diese das stets bewaffnet tun.

Die Westgrenze des Bocklands bildet natürlicherweise der Brandywein, aber da sich die Bewohner des Stockbruchs faktisch dem Herrn vom Bockland unterworfen haben, fühlt dieser sich selbstverständlich für den Schutz des Bruchs verantwortlich. Auch wenn der Stockbruch an das Ostviertel angrenzt (und eigentlich ein Teil dessen ist), so wurde im Brandyschloss ein Plan für den Fall erarbeitet, dass die Kernländer mit einer möglichen Bedrohung nicht zurechtkommen und deswegen der Stockbruch in Gefahr gerät. Aber in den meisten Fällen sind es Naturgewalten, die über die Bewohner von Bockland und Stockbruch gleichermaßen hereinbrechen, und die Instandhaltung und den Ausbau der Hochwasserdämme übernimmt in diesen Landen der Herr vom Bockland. Der direkte Zugang vom Stockbruch zum Bockland wird über die Bockenburger Fähre sichergestellt, die der Herr vom Bockland ausrüstet, betreibt und bezahlt. Und streng genommen verlässt jeder Hobbit, der mit der Fähre ins Bockland übersetzt damit das Auenland, obwohl darüber aus Gewohnheit hinweggesehen wird – und vielen Hobbits dies überhaupt nicht bewußt ist.

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