Arda Fanfiction

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Vom Leben im Norden - Ein langer Frieden

von Ethelfara Ceorlred

Ein Abenteurer auf friedlicher Mission

Aus Bree waren Saradoc und Sithric mit allen Ehren verabschiedet worden, und ihre zehn Krieger waren mit den besten Empfehlungen der Stadtwache von Bree aus der Stadt aufgebrochen. Sie hatten anschließend noch einige Tage in Bockenburg zugebracht, wo Saradoc und Sithric ihren Kriegern noch einige letzte Kniffe beibrachten. Dann ging es nach Buckelstadt, wo Thain Fortinbras seine Krieger feierlich in Empfang genommen hatte. Saradoc hatte so einiges über ihre Taten zu berichten, und dem Tukland würden jetzt einige fähige und kampferprobte Schwertkämpfer zur Verfügung stehen.

Nach der großen Feier, die zu Ehren von Saradoc und Sithric in Groß-Smials abgehalten worden war, waren die beiden noch einmal nach Grünfeld und Lang-Cleeve aufgebrochen und hatten dort auf Fortinbras‘ Wunsch noch einmal nach dem Rechten gesehen. Es war alles recht, und so konnten sie sich ihrer unbeschwerten Heimreise ins Bockland widmen.

Dort angekommen, wurden sie vom Herrn des Bocklands als allererstes aus ihren Rüstungen genötigt. „Ich glaube doch kaum, dass ihr beiden die Dinger seit eurer ersten Ankunft im letzten Jahr jemals abgelegt habt“ hatte Rorimac gelacht. „Nein, wir kamen ja kaum dazu“ war die gespielt-entrüstete Antwort von Saradoc. „Aber wir werden sie regelmäßig wieder anlegen: zum Üben auf jeden Fall, aber hoffentlich nicht mehr so bald im Ernstfall.“ Und so fanden sich die beiden in einer eher hobbittypischen Festtracht wieder, auch wenn es für Sithric in den ersten Tagen sehr ungewohnt war, im Brandyschloss keine Schuhe zu tragen. Aber in einem Schloss, das zur Hälfte in den Hügel hineingegraben worden war, war es wärmer als vielleicht erwartet, und schon bald hatte sich der angenommene Sohn des Saradoc daran gewöhnt. Und wenn es kälter würde, dann trug er drinnen höchstens noch leichte Schuhe. Lediglich bei Matschwetter oder bei Schnee trug er noch Stiefel (aber das machten dann fast alle Bockländer) und natürlich, wenn er zu Pferd unterwegs oder bei seinen Waffenübungen war. Auch Saradoc genoss die Rückkehr zu einem normaleren Leben – auch wenn auch er regelmäßig voll gerüstet auf dem Übungshof stand. Denn er war noch immer ein Hauptmann und Heerführer, und man konnte nie wissen, welcher Feind zu welcher Zeit auf welche dummen Ideen kommen würde.

Aber die Zeit verging, ohne dass es zu irgendwelchen nennenswerten Problemen gekommen wäre, weder an den Grenzen noch außerhalb des Auenlands. Die geflohenen Angmarim waren im Breeland zu echten Breeländern geworden, und ein Außenstehender konnte mittlerweile nicht mehr unterscheiden, wer woher gekommen war. Einmal hatten Räuber aus Angmar tatsächlich gewagt, das Breeland anzugreifen, aber vor allem die Neubürger von Bree taten sich besonders in der Abwehr dieser Angreifer hervor. So blieb in den folgenden Jahren auch das Breeland lange von irgendwelchen unangenehmen Zwischenfällen verschont.

Die Waldläufer und Dùnedain des Nordens konnten sich in dieser Zeit verstärkt um die Wache in Rhudaur und Cardolan kümmern, die schon zu Zeiten der Könige von Über dem Meer nur schwach besiedelte und wilde Provinzen gewesen waren. So mancher Feind war aus diesen Landen vertrieben worden, und Reisen auf der Oststraße waren über lange Zeit wieder sicherer geworden. Und so war es möglich, dass die Dùnedain sich vermehrt ihren Wanderungen widmen konnten, die sie durch ganz Mittelerde führten – manche sagten, sogar noch viel weiter weg. Thorongil (den Saradoc so wie viele andere Waldläufer im Norden als Aragorn kannten) war noch immer im Süden. Jetzt sagte man, er würde dem Truchsessen von Gondor als Heerführer dienen – mit den besten Empfehlungen von König Thengel von Rohan, der den Truchsessen um Unterstützung bei der Ausbildung eines baldigen Heerführers ersucht hatte. In Gondor hatte Thorongil sich bald in die höchsten Ränge des Heeres gedient, und er war zum Heerführer und General-Kapitän der Streitmacht von Dol Amroth aufgestiegen. Denn Thorongil hatte sich entschieden, bei den Seekriegern der Schwanenritter Erfahrungen im Kampf zu Wasser zu suchen, und er fand sie dort. Seine Taten in Rohan waren dort noch immer unvergessen, und bald kamen neue dazu. Die Korsaren von Umbar suchten immer wieder die Küsten von Gondor heim, und es war der neue General-Kapitän, der diese Feinde bis nach Umbar verfolgte. Er konnte mit seinen wenigen Jagdseglern natürlich nicht in diese stark befestigte Stadt eindringen, aber die Kunde über seine Belagerung des Piratenhafens, die über ein halbes Jahr andauerte und den Korsaren erhebliche Verluste an Mann und Schiff zugefügt hatte war sogar ins ferne Bockland gekommen. Dabei hatte er selber nur eine Handvoll Mann verloren – und kein einziges Schiff. Erst als ihnen die Vorräte zur Neige gingen kehrten sie nach Dol Amroth zurück.

Etwa ein Jahr, nachdem Saradoc und Sithric von Bree zurückgekehrt waren, kündigte ein prächtig gekleideter Bote die Ankunft zwergischer Botschafter vom Königreich Unter dem Berg an. Der Herr vom Bockland sollte Unterkunft für zwanzig Zwergenkrieger und drei Botschafter bereithalten: und zwar für niemand Geringerem als Balin, Dwalin und Glóin. Es gab einiges Aufsehen, als der prächtige Aufzug zum Brandyschloss reiste. Natürlich hatten Saradoc und Sithric zu diesem Anlaß ihre Rüstungen angelegt, und General Glóin verbeugte sich tief, als er einen namentlich an Saradoc adressierten Brief überreichte. Er trug das königliche Wappen von Rohan!

„Ich bin mit dem Heerführer des Bocklands noch nicht fertig“ sagte Glóin feierlich, und Balin überreichte Saradoc einen weiteren Brief, dieses Mal von König Dáin höchstpersönlich versiegelt. Der König von Unter dem Berg dankte Saradoc auf das Herzlichste für die Hilfe und die ungewöhnliche Trophäe, und Balin und Dwalin fingen an, Kisten von einem Karren abzuladen; Kisten, auf denen Saradocs Name stand. „Ein kleiner Dank meines Königs für die Dienste, die ein Heerführer geleistet hat, der ihm nicht einmal untertan ist“ sagte Balin feierlich. Dwalin ließ noch zwei weitere Kisten abladen: grün gestrichen und sie trugen das Weiße Pferd. „König Thengel und Greve Herebrand baten mich darum“ sagte Dwalin. „Meine Handelsreise vom letzten Jahr hat mich bis nach Marton und Helms Klamm gebracht, wo man den Namen von Saradoc Fastred-Brandybock von Bockenburg hoch in Ehren hält. Dort bat mich ein weiterer, dir wohlbekannter Hobbit darum, Post und eine weitere Kiste für seine Familie in Buckelstadt mitzunehmen. Auch für dich hat er mit einen Brief übergeben, Heerführer Saradoc.“ So hielt Saradoc drei persönlich an ihn adressierte Briefe in der Hand, und Glóin überreichte einen weiteren an den Herrn vom Bockland. König Dáin wünschte eine Vertiefung der Beziehungen zwischen dem Einsamen Berg und dem Bockland, und Balin und Glóin blieben noch einige Tage für Verhandlungen. Letzten Endes stellte das Bockland eine Handelsstation für durchreisende Zwerge in Neuburg, eine in Stock und eine weitere ließ Saradoc in Bree bauen. Die in Bree lag unweit des Südtors und war groß genug, mehrere Handelstrecks gleichzeitig aufzunehmen.

Mit freundlichen Worten verabschieden sich Balin, Glóin und Dwalin dann, um nach Buckelstadt zu reisen. Auch dort würden sie Verhandlungen führen wollen, und Thain Fortinbras war der Idee, weitere Handelsstationen an der Oststraße einzurichten nicht abgeneigt. Die Zwergenkrieger blieben derweil im Bockland, wo sie Unterkunft und Gelegenheit zum Üben im Brandyschloss fanden. Und Saradoc und Sithric waren glücklich darüber, ausreichend gestandene Krieger als Übungspartner zu haben.

In seinem Brief hatte König Dáin sich für die Hilfe bei der Niederwerfung der Grimmhands bedankt, außerdem wünschte er, Heerführer Saradoc bei sich im Königreich Unter dem Berg begrüßen zu können, falls das möglich wäre. Rorimac meinte daraufhin, dass er als Botschafter des Bocklands sehr wohl auf diese Reise gehen könne – und dass Sithric ihn in dieser Zeit im Bockland vertreten sollte. „Ich weiß, ihr beiden seid eigentlich unzertrennlich – aber dein Sohn muss so langsam selber Verantwortung übernehmen. Und wenn er sich bewährt, dann will ich ihn zum Ersten Hauptmann der Grenzwache machen. An seiner Statt soll dich Esmeralda Tuk begleiten: es zieht auch sie aus den Grenzen dieses Landes hinaus und ich will ihr diesen Wunsch gerne gewähren. Vor allem, wenn ich dich an ihrer Seite weiß.“

Isengar Tuk hatte nicht allzu viel von sich zu berichten. In der Westfold war es immer noch friedlich, und die Lande entwickelten sich gut. Von den Kriegsschäden war in Marton oder Dunharg nichts mehr zu sehen, nur in der Ostfold hatte es immer wieder Probleme mit Orks gegeben. Elfmar war nach Edoras berufen worden, und sein Sohn Elfhelm wurde von den Lehrern des Königshauses unterrichtet. Éomund hatte neben seinem Sohn Éomer (den Saradoc einmal sogar auf dem Arm halten durfte) noch eine Tochter, und Éowyn machte mit ihrem Bruder und Elfhelm ganz Edoras unsicher. Aber Éomund war in der Ostfold immer wieder in Scharmützel mit Orks verwickelt, die er zornig bekämpfte. In Isengars Worten schwang Sorge mit, als er schrieb, dass in manchen Monaten der Dritte Marschall mehr auf dem Feld als bei seiner Familie war. Dann hatte Prinz Théoden sich der beiden Kinder angenommen, und Elfhelm schien immer mit dabei zu sein. Alles in allem schienen es aber auch in Rohan friedliche Zeiten zu sein.

König Thengel hatte sehr persönliche Zeilen an den Heerführer der Westfold gerichtet. In ihnen schrieb der alternde König, dass wohl bald Théoden König werden würde. Er war alt nach den Maßstäben der Menschen, und er dankte Saradoc noch einmal für die gemeinsam erlebten und bestandenen Abenteuer. Der König hatte eine Kiste für ihn packen lassen: darin fand Saradoc eine komplette Reitertracht in seiner Größe, etliche Beutel mit rohirrischen Goldtalern, eine Landkarte von Rohan und einen kleinen, goldenen Anhänger in Form einer Münze. Die zeigte ihn zu Pferd mit gezogenem Schwert – und auf einem kleinen Zettel fand Saradoc den Hinweis, dass dies eine Abbildung des Denkmals sei, das Éomund von ihm in Aldburg aufstellen ließ.

In der Kiste, die Herebrand geschickt hatte fand Saradoc noch mehr Beutel mit Goldtalern (Saradoc fand, dass dies zuviel des Guten sei – aber er war Meilen um Meilen zu weit von den Schenkenden entfernt, als dass er etwas dagegen würde sagen können) und eine komplette Festtracht der Helmingas. Genau genommen zwei: eine in Saradocs Größe, und eine war für Sithric.

Mit einem gewaltigen Kloß im Hals betrachteten Saradoc und Sithric die beiden Kisten, und die beiden machten sich so ihre Gedanken darüber, ob und wie sie sich dafür erkenntlich zeigen könnten. Immerhin war Rohan Hunderte Meilen entfernt, und die Reise würde sehr lange dauern. Aber Saradoc sollte zum Einsamen Berg reisen, und vielleicht würde sich dort ein vertrauenswürdiger Händler finden, der nach Rohan zu reisen gedachte.

Balin, Dwalin und Glóin waren nach drei Wochen in Buckelstadt und auf Beutelsend wieder im Bockland angekommen, und Saradoc nahm deren Einladung dankbar an, mit ihnen zum Erebor zu reisen. Wie abgesprochen hatte Esmeralda Tuk ihn begleitet, und Sithric sollte während ihrer Abwesenheit die Führung der Wache am Heutor übernehmen.

Die Reise zum Einsamen Berg hatte anderthalb Monate in Anspruch genommen, aber sie war ohne nennenswerte Zwischenfälle verlaufen. Die Zwerge machten dabei an der einen oder anderen Station ihrer vergangenen Abenteuer Rast, und Saradoc staunte nicht schlecht, als Glóin ihn zielstrebig zu der Stelle führte, wo einstmals drei Trolle über die richtige Zubereitung von dreizehn Zwergen und einem Hobbit stritten. Und ja, die Trolle waren tatsächlich in genau jener Position erstarrt, in der sie bei ihrem Streit vom ersten Licht der aufgehenden Sonne überrascht worden waren. Saradoc brachte die Reisegruppe seinerseits zur Wetterspitze, wo sie einige Tage bei der Wache der Waldläufer blieben. Dort führte der Hobbit sie in jenes Tal, in dem er die Orks ausgemacht hatte, die einen Marschall der Riddermark entführt hatten. Mit einem leichten Erschauern lauschten sie seinen Erzählungen darüber, wie er den Gefangenen damals befreit hatte. Anschließend begaben sie sich zu jener Stelle, an der die Grimmhands endgültig niedergeworfen worden waren. Friedlich lag jene Senke nun da, und der alte Bergwerkseingang war mittlerweile vollkommen in sich zusammengesackt.

„Wie viele Schätze wohl darinnen verschüttet sein mögen?“ sinnierte Dwalin.

„Keine“ hatte Glóin erwidert. „Wir haben den ehrbaren Kaufleuten alles zurückgegeben, was ihne gehört hatte. Und viel mehr als das war nicht darinnen gewesen.“

Die Reise zum Gebirge war dann wieder ohne jede Zwischenfälle verlaufen. Saradoc hatte gehofft, nach der Überquerung der Bruinenfurt auf Elben zu stoßen, aber so sehr er sich auch abmühte: er konnte keine Spur der Pfade entdecken, die ihn nach Bruchtal geführt hätten. Aber die Zwerge schienen sowieso nicht erpicht darauf gewesen zu sein, mit den Elben von Bruchtal in Kontakt zu treten (Saradoc fand es reichlich absurd, leichten Herzens eine Gelegenheit zur Rast verstreichen zu lassen) und so kamen sie rasch zum Ende der Oststraße und dem Anfang der Straße über den Hohen Paß. Diese Straße wand sich in vielen mühseligen Kehren das Gebirge hinauf, und schon bald war sie nicht mehr als ein Trampelpfad, der aber noch immer nicht übermäßig steil wurde und dennoch seine klar erkennbaren Richtungen einhielt. Einstmals war es eine vielbefahrene Straße gewesen, aber jetzt mühten sich nur noch gelegentlich Karren von zwergischen Händlern hier entlang – und noch seltener Reiter der Elben oder Menschen.

Die Reise auf der Alten Waldstraße, die geradlinig durch den Düsterwald führte war so eintönig und langweilig wie schon einmal, und nach Wochen stumpfsinnigen Geradeausreitens erblickten sie den Langen See und Seestadt. Dort rasteten sie, um anderntags durch Thal hindurchzufahren, um am Abend vor König Dáin in seiner Halle im Erebor niederzuknien. Das Willkommen war herzlich, und Saradoc verbrachte viele Abende in der Halle der Geschichten, wo er von seinen Abenteuern in Rohan und natürlich immer wieder und wieder von der Niederwerfung der geflohenen Grimmhands berichtete. Was den verräterischen Gefängniswärter anging: seine Leiche war im Waldfluss treibend aufgefunden worden. Offenbar hatte er die Flucht über den Elbenpfad versucht und war irgendwo in den verzauberten Fluss gefallen. So hatte Maggi der Verräter ein frühes, aber kein unverdientes Ende gefunden.

Und in einer Hinsicht hatte Saradoc doppeltes Glück: nur wenige Tage nach seiner Ankunft waren Händler aus Rohan eingetroffen, von denen zwei aus der Westfold kamen und unter ihm gedient hatten! Natürlich war es ein frohes Wiedersehen, und es war den Rohirrim eine Ehre, Saradocs Briefe und Geschenke zu ihren Empfängern zu bringen. Théoden bereitete sich mittlerweile darauf vor, bald zum König gekrönt zu werden: Thengel hatte geplant, ihm das Amt in einer feierlichen Zeremonie zu übergeben. Marschall Éomund war allerdings ein Grund zu häufiger Sorge: entgegen des Befehls seines Herrn verließ er Aldburg immer häufiger, um unbarmherzig Orks zu jagen. Und immer wieder brach er nur mit wenigen Getreuen auf, anstatt mit einer oder zwei vollständigen éored zu reiten. Aber seine Kinder gediehen prächtig, und Éomer und Éowyn bekamen schon ihre ersten Lektionen im Schwertkampf. Und Elfmar war zum Than des Südlichen Wolds mit den Suthofen ernannt worden. Die Händler waren voll des Lobes: er hatte sich als gütiger Than erwiesen, der seine Lande mit weiser Hand führte. Greve Herebrand war noch immer der Herr der Westfold, und sein Sohn Erkenbrand hatte es in Diensten des Königs zum Marschall gebracht. Saradoc machte ihnen allen Geschenke, und so manche Kiste enthielt die eine oder andere Anspielung auf gemeinsam Erlebtes.

Die Rohirrim waren wieder mit den besten Segenswünschen aufgebrochen, und auch für Saradoc und Esmeralda war es an der Zeit, sich wieder auf den Heimweg zu machen. Dieses Mal würden sie ohne Begleitung reiten: der Winter nahte und von den Zwergen würde vor dem Frühjahr keiner mehr auf Handelsreise gehen. König Dáin verabschiedete die beiden Hobbits mit den besten Wünschen: immerhin hatte Saradoc seinem Ansinnen, mehr Lebensmittel aus dem Auenland kaufen zu können entsprochen. Der Hobbit würde sich jetzt nach Bockenburg und Buckelstadt begeben, um dort alles Weitere in die Wege zu leiten.

Auch die Rückreise war ohne wirkliche Zwischenfälle verlaufen, und als die beiden wieder an der Schwelle zur Oststraße standen, traten unvermittelt Elben aus dem Gebüsch. Mit der waffenlosen Hand geboten sie den beiden, zu halten. „Ich sehe, der große Heerführer Saradoc und seine Freundin besitzen jetzt alle Weisheit, ohne diese grummeligen Spaßbremsen von Zwergen zu reisen“ lachten die Elben. „Unser Herr Elrond wünscht Euch zu sprechen. Er hat einige Fragen zu den Dingen, die sich so in der Welt ereignen. Tauscht wenigstens für einige Tage das naßkalte Wetter Eriadors gegen trockene Kleidung, heißen Tee, Kekse und gemütliches Beisammensein am Kaminfeuer!“ Selbstredend nahmen die Hobbits diese Einladung gerne an.

Es wurden zwei ganze Wochen, die sie in Bruchtal zubrachten. Herr Elrond erfuhr alles, was er über die jüngsten Ereignisse in Eriador wissen wollte, und noch so einiges mehr. Aber der Bericht von Saradocs Niederwerfung der Grimmhands und dem Kampf gegen den Cargûl ließen Herrn Elrond staunen. „Also hat der alte Gandalf doch nicht übertrieben“ meinte er überrascht. „In dir steckt mehr, als der unbedarfte Beobachter so meinen möchte. Ihr Hobbits überrascht mich immer wieder aufs Neue: schon vor langer Zeit war es Thain Bucca vom Bruch, der es gewagt hatte, sich mit dem Hexenkönig höchstselbst anzulegen! Und er war der Sieger!“

„Na, ganz so weit hat es bei mir nicht gereicht“ lachte Saradoc. „Aber Spaß beiseite: der wanderte zielstrebig und vom Kampfgeschehen unbeeindruckt auf die Oststraße zu. Ich will gar nicht wissen, was der da vorhatte! Für meinen Teil genügt es zu wissen, dass er gehindert werden konnte.“

„Gehindert, in der Tat! Mit Sicherheit hatte er vor, die Straße mit bösem Zauber zu blockieren oder auf andere Weise Unheil zu stiften. Gandalf hat diese Stelle in den letzten Monaten immer wieder und wieder untersucht, und auch jetzt ist er wieder in den wilden Landen unterwegs. Aber für euch beide wird es Zeit, aufzubrechen: der Winter kommt rasch. Ich bin mir sicher, dass ich da einem Waldläufer nichts darüber sagen muss. Ihr solltet euch morgen wieder auf den Weg machen.“

Das taten die beiden Hobbits dann auch, und zum Abschied gab Elrond den beiden zwei kleine Beutel mit Kräutern mit auf den Weg. „Das sollte Müdigkeit und kleinere Verletzungen auskurieren helfen, wenn ihr daraus einen Sud bereitet und diesen zu euch nehmt. Reitet nun, bleibt auf der Straße und behaltet eure Richtung bei, und säumt nicht allzu lange unterwegs! Und wenn euch das Regenwetter zu sehr aufs Gemüt schlägt: denkt an das Kaminfeuer und den Braten im Tänzelnden Pony in Bree!“

Der Regen war ihr ständiger Begleiter, sogar über das Breeland hinaus, und die beiden kamen nach Monaten völlig durchnäßt am Heutor an. Sebastian Bolger war wieder der Hauptmann, und mit einem verschmitzten Grinsen hieß er Saradoc und Esmeralda willkommen. „Falls ihr euch fragt, was ich hier tue: ich bin hier deine Vertretung, Esmeralda! Sithric ist im Moment der Stellvertretende Erste Hauptmann der Grenzwache. Aber am besten reitet ihr sogleich zum Brandyschloss! Dort werdet ihr alles Weitere erfahren!“

Rorimac berichtete den beiden, dass Gorbadoc das Amt des Ersten Hauptmannes jetzt endgültig aufgegeben hatte. Es war eine eher kleine Angelegenheit gewesen, bei der Sithric mehr oder weniger komplett das Kommando übernommen hatte: Räuber hatten ihr Unwesen ziemlich genau zwischen dem Bockland und Bree getrieben. Gorbadoc meinte nur, bei diesem Einsatz hätte sich sein Alter unbarmherzig bemerkbar gemacht – und Sithric berichtete seinem Vater im Vertrauen, dass ihr Großvater nicht mehr Herr der Lage gewesen wäre. „Ich übernahm daher das Kommando über die Grenzer, und Herr Rorimac bestätigte dies nach unserer Rückkehr ins Bockland. Also jedenfalls für so lange, bis Ihr zurück seid, Frau Esmeralda!“

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