Arda Fanfiction

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Vom Leben im Norden - Frieden und ein neues Zeitalter

von Ethelfara Ceorlred

Guter Rat von guten Freunden ist nicht teuer

Pippin hatte sich auf den Weg nach Buckelstadt gemacht, um Thain Paladin von den Plänen des Herrn vom Bockland zu berichten. Saradoc hatte vor, in einem ersten Schritt die gefangenen Räuber, die aus Dunland gekommen waren und sich kampflos ergeben hatten über die Sarnfurt aus dem Auenland zu werfen. Vorher sollten Sithric und Roderic nach Anführern und Unruhestiftern unter den Dunländern suchen und diese dem Herrn vom Bockland vorführen. Saradoc schlug dem Thain vor, dass er dieselbe Vorgehensweise bei den Gefangenen im Kernland anwenden sollte.

„Vater, was sollen wir mit den gefangenen Halborks machen? Ich weiß, es sind nicht viele, aber wie sollen wir mit ihnen verfahren?“

„Darüber bin ich mir noch nicht so ganz im Klaren, Merry. Ich hatte die Hoffnung, Gandalf noch einmal zu treffen und ihn um Rat zu fragen. Immerhin war er seinerzeit dabei, als wir unweit des Nebelgebirges auf die ersten Halborks gestoßen sind.“

„Vater, Gandalf hatte sich unweit von Bree von uns getrennt: er meinte, er hätte ein uraltes Versprechen einzulösen und ein langes Gespräch mit dem alten Tom Bombadil zu führen. Ich glaube kaum, dass du ihn davon abbringen kannst.“

„Das habe ich nicht vor, ganz im Gegenteil. Ich gönne es dem alten Gandalf, endlich die Dinge tun zu können, die all die Jahre von dringenderen Angelegenheiten verdrängt worden sind. Ich dachte lediglich, einen kleinen Abstecher in den Alten Wald zu machen; immerhin dürfte mein ausstehender Besuch so langsam überfällig werden. Und ich werde nicht alleine gehen. Lass nach Roderic rufen, es wird Zeit, dass ich ihn in diesen Teil des Waldes führe. Seine Ausbildung zum Jäger ist nämlich noch so eine Angelegenheit, die zu lange unterbrochen war.“

„Verständlicherweise unterbrochen“ meinte Merry. „Immerhin hast du jetzt einen bewährten Hauptmann der Landwehr und Grenzwache, den ich doch schon wieder auf dem Übungshof herumhantieren höre. Aber ich werde nicht nach ihm rufen lassen, ich werde ihn selbst holen.“

So kam es, dass Merry und Roderic eine ungeplante Übungseinheit mit dem Schwert einlegten, und während ihres Übungsduells erklärte der Reiter von Rohan dem Hauptmann der Landwehr, dass Saradoc ihn zu sprechen wünschte – und dass er seine Ausbildung zum Jäger wieder aufnehmen sollte. „Immerhin sollst du meinen Vater auf der Suche nach dem alten Gandalf begleiten, und diese Angelegenheit wird ihn in den Alten Wald führen.“ Merry versuchte, Roderic aus der Deckung zu locken, indem er einen leichten Hieb nach vorne führte und einen Schritt zurück machte.

„Wenn Herr Saradoc dies wünscht, dann werde ich ihm folgen.“ Roderic behielt seine Position bei. „Sei es in den Alten Wald oder sei es bei der Ausbildung zum Jäger.“

„Gut.“ Merry machte einen Ausfallschritt und Roderic sprang zur Seite. „Gerade in friedlichen Zeiten sollst du… Au!“ Merry bemerkte, dass er seine rechte Seite (die nicht durch den Schild gedeckt war) zum einen entblößt und zum anderen Roderic zugewandt hatte.

„Soll ich natürlich für meinen Lebensunterhalt sorgen, das ist mir klar“ führte Roderic Merrys angefangenen Satz fort. „Aber ich fürchte ja nur, dass dieser Plan durch Räuber und Halborks allzu schnell gestört werden könnte.“ Roderic hatte zwischenzeitlich zwei weitere Angriffe abgewehrt.

„Schön, dass ich meinen Sohn hier beim Spielen finde“ war der nicht ganz ernstgemeinte, vom Balkon des Speisesaals gerufene Kommentar des Herrn vom Bockland. „Also, ich habe für meinen Teil genug gesehen und gehört. Kommt rauf, beide!“

Merry und Roderic deuteten eine Verbeugung an, dann machten sie sich auf den Weg zum Speisesaal. „Vater hat genug gesehen und gehört? Was soll ich mir darunter vorstellen?“

„Nun, wir waren ja nicht gerade leise“ meinte Roderic. „Aber was das für uns zu bedeuten hat werden wir sicher gleich erfahren.“

Saradoc wandte sich um, als die beiden in den Speisesaal eintraten. Er musste ein Grinsen unterdrücken: immerhin war er vor Jahren ebenfalls voll gerüstet in den Speisesaal zu seinem Vater geeilt. Und die beiden waren genau so vor ihn getreten.

„Gut, euch beide so zu sehen wie ihr seid“ lächelte der Herr des Bocklands. „Voll gerüstet, immerhin gibt es noch so einiges zu tun. Ich werde mich in Kürze in den Alten Wald aufmachen. Dort wohnt ein guter Freund. Merry kennt ihn, und für dich wird es Zeit, ihn ebenfalls kennenzulernen, Roderic; und er dich. Ich werde also nicht alleine reiten.“

„Geht es um Gandalf, Herr? Er dürfte ich wohl ebenfalls im Alten Wald aufhalten: die Kundschafter haben ihn hinein- aber bislang nicht wieder herauskommen sehen.“

„Ganz recht. Aber ihr beide werdet vorerst mit niemandem über diese Sache reden, verstanden? Wir werden Gandalf in einer sehr dringenden Sache noch ein letztes Mal um seinen Rat fragen, nicht mehr und nicht weniger. Seine eigentlichen Mühen haben geendet, und er genießt seinen wohlverdienten und hart erarbeiteten Urlaub.“

Merry und Roderic nickten, und Saradoc überraschte beide mit der Ankündigung, gleich nach Sonnenuntergang aufbrechen zu wollen. „Merry, du vertrittst mich während unserer Abwesenheit. Niemand soll sagen, dass du nicht auch eine erste, neue Erfahrung machen sollst. Roderic und ich werden hier noch zu Abend essen und uns dann auf den Weg machen. Zwei Pferde werden dann gesattelt bereit stehen, und die Taschen sind bereits gepackt.“

So kam es dann auch, und die beiden Reiter meldeten sich in aller Heimlichkeit bei der Wache am Kricklocher Tor ab. Hinter Roderic wurde das Tor wieder von der Wache geschlossen, und sie kamen aus dem Einschnitt heraus, der sie in den Alten Wald geführt hatte. Saradoc ritt bis zur Waldkreuzung, dann hielt er sich südwärts. Roderic folgte dem Herrn des Bocklands. Noch hatte er keine allzu große Mühe, sich im Wald zurechtzufinden, sogar mitten in der Nacht: in den vergangenen zwei Jahren war er häufiger drinnen gewesen, als es ihm lieb gewesen wäre. Also wenigstens für den westlichen Teil galt das, denn im östlichen Teil des Waldes wären sie kaum auf Feinde gestoßen. Man munkelte in Bree, dass es zwar immer wieder welche versucht hätten, sich in diesem Teil des Alten Waldes festzusetzen, aber diese Wagemutigen waren spurlos verschwunden, und man hatte von ihnen nie wieder etwas gehört.

Aber jetzt ritt der Herr des Bocklands in einen Teil des Waldes, den Roderic bis dato tunlichst gemieden hatte: hinunter zum Fluss Weidenwinde. Saradoc winkte Roderic näher zu sich heran.

„Halte dich ab jetzt dicht an mich, Junge. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass du in diesem Teil des Waldes noch nie gewesen bist?“

„Das ist wahr, Herr Saradoc. Ich habe die alten Jäger von der Weidenwinde erzählen hören, und das hatte mir eigentlich schon gereicht. Merrys Bericht vom Alten Weidenmann fügten sich in diesen Reigen mit ein. Und wir müssen hier entlangreiten?“

„Das ist unser Weg, Roderic. Wir werden langsam reiten, und das ist mein Rat für mögliche kommende Reisen. Achte auf den Weg, egal ob bei Tag oder Nacht, die Düsternis ist hier die gleiche. Du wirst einen riesigen Weidenbaum sehen. Diesen werden wir um jeden Preis meiden!“

Ob dieser Ankündigung war Roderic seltsam erleichtert. Den Alten Weidenmann zu meiden schien ihm das einzig Weise zu sein, aber dennoch folgte er dem Herrn des Bocklands mit einem mulmigen Gefühl. Aber die riesige Weide war selbst bei Nacht gut zu erkennen, und es gab einen Pfad, der von der Weidenwinde wegführte. Auf diesem ritt Saradoc, und keine Stunde später standen sie vor einem gleichermaßen seltsamen wie einladenden Haus. Die Reiter saßen ab, und sie hörten einen seltsamen Gesang, der rasch näherkam.

„Das ist Tom Bombadil“ erklärte Saradoc. „Ihm gehört dieses Haus, und seine Frau Goldbeere scheint drinnen zu sein. Wir wollen ihn hier erwarten.“

Um eine Ecke kam ein untersetzter Mann mehr gehüpft als gegangen, und ob er einer der Großen war oder nicht, das würde Roderic weder jetzt noch in späteren Jahren sagen können. Aber er schien den Herrn des Bocklands zu kennen (auch wenn er ihn nicht als solchen ansprach) und zu seiner Verwunderung sprach er Roderic mit seinem Namen an.

„Na, wenn das nicht der edle Herr Saradoc und der kleine große Roderic sind! Kommt herein, gönnt euren Pferden etwas Ruhe und lasst eure Mühen und Nöte am besten gleich vor der Tür! Ihr werdet sehen, dass ihr nicht nur von mir erwartet werdet!“

Saradoc folgte Tom ins Haus, aber Roderic kümmerte sich zuerst um ihre Pferde. Derweil wurde der Herr des Bocklands in die gute Stube gebeten, wo Gandalf nachdenklich am Feuer saß.

„So hast du also doch den Weg zu mir gefunden“ sagte der Zauberer. „Gut, gut. Also sehe ich dich noch einmal, ehe ich diese Gestade für immer verlasse. Aber ich vermisse noch jemanden. Saradoc, wo ist Roderic? Ich muss mit deinem jungen Hauptmann sprechen, der eigentlich noch keine solche Verantwortung tragen sollte.“

Saradoc seufzte. „Roderic, der gerade mal so langsam in die Zwiens kommt, ich weiß. Der Junge kümmert sich gerade um unsere Pferde und kommt dann nach. Aber wir haben beide noch so einige Aufgaben zu erfüllen, und deswegen sind wir gekommen.“

„Und ihr werdet mir noch einiges zu berichten haben. Einiges weiß ich schon vom guten Tom, aber noch längst nicht alles. Saruman ist nicht mehr hier, sein lebender Körper wurde getötet und sein Geist muss sich seiner Verantwortung stellen – vor den Valar. Aber was ist mit seinen Schergen? Mich wundert, dass der Herr des Bocklands so unbekümmert in den Alten Wald reiten kann, und dann auch noch in Begleitung seines besten Hauptmannes. Wie kommt das?“

„Der allergrößte Teil der Räuber und Halborks ist besiegt und entweder vernichtet oder gefangen. Und mit dem Rest, der sich noch im Auenland herumtreibt werden unsere Krieger, Grenzer und die Landwehr zurechtkommen; sie haben jetzt genug fähige Anführer. Aber es gibt mit einigen Gefangenen ein Problem: wir hatten vor, ihnen die Waffen abzunehmen und dann sollen sie unter der Bedingung freigelassen werden, niemals wieder uns oder unsere Verbündete offen oder im Verborgenen anzugreifen. Mit den Räubern sollte das weniger ein Problem sein: die meisten sind arme Kerle aus allen Teilen des Dunlands, die mit Gewalt in Sarumans Dienste gezwungen worden waren. Aber wir haben einige Halborks, die sich ergeben hatten und jetzt in Gefangenschaft sind. Was soll aus ihnen werden?“

„Eine gute Frage“ sagte Gandalf. „Du tust gut daran, hier um Rat zu suchen. Gehe ich recht in der Annahme, dass du den Dunländern die Heimreise ermöglichen willst? Und dass du dir alles andere als sicher darüber bist, wo die Halborks wohl ihre Heimat haben?“

„Genau das ist die Frage, Gandalf. Und ob es überhaupt ratsam wäre, sie in Freiheit zu entlassen. Was ist, wenn sie nicht wissen, wo sie ihre Heimat haben? Oder wenn sie jetzt schon wissen, dass sie in den Landen, die sie als ihre Heimat ansehen nicht willkommen sein werden und sich erneut zu Räuberbanden zusammenschließen werden? Ich möchte sie jetzt nicht in einem Akt der Gnade in Freiheit entlassen, nur um in einem oder zwei Jahren die Grenzer auf sie ansetzen zu müssen. Wenn es dazu kommt, dann werde ich mir mit Recht alle möglichen Vorwürfe anhören können.“

„Das wäre nicht gut, Saradoc. Aber ich konnte mich mit der Frage, wo diese Halborks überhaupt herkommen etwas eingehender beschäftigen als ein gewisser Heerführer der Westfold. Immerhin war es so, dass sie aus einer Kreuzung zwischen Orks und Dunländern hervorgegangen sind; es dürfte sich um Wulfingas und Orks des Weißen Gebirges handeln. Ich hatte unter den Wulfingas so einige gesehen, die ein deutlich orkischeres Aussehen hatten als unsere ersten Gegner damals unweit des Nebelgebirges. Und sie scheinen unter den Wulfingas als ganz normale Mitglieder der Sippe angesehen zu werden.“

„Es sind vor allem Wulfingas? Das ist mir neu: keiner von den Halborks, die wir verhört hatten hat sich selbst jemals als Wulfinga bezeichnet. Bislang sehen sie sich noch nicht einmal als Dunländer, tatsächlich blicken sie auf die Menschen aus dem Dunland mit Verachtung herab. Auch auf diejenigen, die sich uns gegenüber als Wulfingas vorgestellt hatten. Gandalf, ich fürchte, genau da könnte uns ein Problem erwachsen.“

„Nun, wenn die Halborks sich noch immer als überlegen zu ihren Vorvätern sehen, dann wirst du mit deinen Befürchtungen Recht haben, Saradoc!“ Gandalf seufzte. „Nun, eine Möglichkeit könnte vielleicht sein, ihnen ein eigenes Siedlungsgebiet zuzuweisen, aber das sollte mit dem Hochkönig besprochen werden.“

„Ich bezweifle nur, dass wir dafür die Zeit haben werden“ meinte Saradoc nachdenklich. „Es wird sich unter den Gefangenen herumsprechen, wenn wir die eine Gruppe gehen lassen und die andere nicht. Aber andererseits möchte ich diejenigen, die ich guten Gewissens gehen lassen kann auch tatsächlich gehen lassen und nicht über Gebühr hier festhalten.“

Während Saradoc und Gandalf sich die Köpfe über die Zukunft der Halborks in Gefangenschaft zerbrachen, war Roderic mit der Pferdepflege zugange. Dabei war er von Tom Bombadil beobachtet worden, und die beiden kamen rasch ins Gespräch. So erfuhr Roderic, dass die Vier Reisenden schon am Abend des gleichen Tages, an dem sie vom Bockland aufgebrochen waren bei ihm zu Gast waren, und dass Tom ohnehin viel über die Dinge wußte, die sich in den Landen rings um sein kleines Reich ereigneten. „Deswegen weiß ich, wer der kleine große Roderic ist, auch wenn ich dich jetzt erst vor mir sehe. Aber sicher kennst du den alten Bauer Maggot? Er ist hier ein häufigerer Gast als mancher denken mag, aber er steht mit beiden Füßen auf dem Boden und hat Erde an seinen Händen. Nur meinte er seit einiger Zeit, dass es ihm ohne die Mühen des kleinen großen Roderic schlicht unmöglich gewesen wäre, den alten Tom und die schöne Goldbeere zu besuchen.“ So hatte Roderic recht schnell verstanden, woher Tom Bombadil wusste, was sich draußen in der Welt so ereignete. Aber über die gesamte Dauer ihres Gesprächs hinweg hatte Roderic mit der Fellpflege bei zwei großen Pferden zu tun, was Goldbeeres Interesse geweckt hatte, und wie bei jedem Sterblichen, der sie zum ersten Mal erblickte, stand Roderic mit offenem Mund da, als er ihre Schönheit erblickte. Aber Goldbeere hatte gelacht, und es war ein fröhliches, heiteres Lachen gewesen. „Ich habe mich schon gefragt, ob der junge Roderic die Pferde derart liebt, dass er ihnen eine stundenlange Fellpflege angedeihen lässt! Ich sehe aber, ihr sprecht bereits über die Dinge, die euch beide bewegen, und ich sehe auch, dass die Pferde der Ansicht sind, dass ihr das ruhig noch einige Stunden genau so weitermachen könntet. Aber kommt! Drinnen reden sich zwei schon seit Stunden die Köpfe heiß, und wir alle sollten etwas gegen knurrende Mägen unternehmen. Also, zu Tisch, Freunde!“

Endlich saßen alle fünf am großen Eßtisch nahe der Küche, und erst nachdem Tom die Tafel aufgehoben hatte, sprachen Gandalf und Saradoc weiter darüber, wie sie das Problem mit den Halborks im Norden lösen sollten. Selbst Tom und Goldbeere konnten nachher nicht sagen, wie lange Gandalf und Saradoc wirklich gebraucht hatten, um zu einer Lösung zu kommen, aber schlussendlich hatten sie tatsächlich eine. Alle Halborks in Gefangenschaft sollten zu Saradoc ins Bockland gebracht werden. Dort sollte dann geprüft werden, welche Taten sie unter Sharkûs Herrschaft im Auenland begangen hatten und der Herr des Bocklands würde dann in Absprache mit dem Thain entscheiden, welcher Halbork aus der Gefangenschaft entlassen wurde und welcher nicht. Außerdem würden der Herr des Bocklands und der Thain bei jedem einzelnen über eine mögliche Bestrafung beraten.

„Das klingt jetzt alles vielleicht kompliziert, aber ich glaube, wir haben damit eine gute Lösung gefunden, wie wir wenigstens halbwegs gerecht mit diesen Halborks umgehen“ sagte Saradoc zufrieden. „Immerhin haben sie sich ergeben und ihre Waffen niedergelegt, und alleine diese Tatsache sollte schon honoriert werden.“

„Also wirst du dich alsbald mit deinem Begleiter auf den Rückweg machen, um dich um diese Angelegenheit zu kümmern?“

„Wir werden bald wieder aufbrechen, Gandalf“ lächelte Saradoc. „Vor einigen von uns Hobbits liegt noch die Aufgabe, die letzten der Räuber und Halborks ausfindig zu machen, die von Sarumans Sturz noch nichts mitbekommen haben.“ Er blickte zu Roderic. „Aber diese Aufgabe wird nicht alleine durch Merry und Pippin angeleitet werden. Wir haben drei Anführer, und das wird allen anderen die Gelegenheit geben, Dinge wieder aufzubauen und zu reparieren, und damit das Auenland wieder zu dem Land zu machen, das es vor dem Krieg war. Und wir werden dir deinen wohlverdienten Urlaub nicht über Gebühr stören.“

„Sehr rücksichtsvoll“ lachte Gandalf. „Nun, auch mich beschäftigen so einige Dinge, die sich hier zugetragen haben; so klein und unbedeutend sie vielleicht im Vergleich zu all den großen Taten erscheinen mögen. Sharkû zum Beispiel: er war wirklich Saruman? Oder welche Rolle Lotho Sackheim- Beutlin in dieser Sache innehatte. Das sind Dinge, die mich beschäftigen, und zwar um so mehr, je mehr ich das wahre Ausmaß ihrer Auswirkungen sehe.“

„Nun, diese Zeit werden wir auf jeden Fall haben. Und ich werde dir so einiges über den jungen Roderic berichten können, das du mit Sicherheit noch nicht kennst. Und nein, Roderic, du brauchst jetzt nicht rot anzulaufen! Du hattest großen Anteil daran, dass Saruman zu keiner Zeit die Kontrolle über das Bockland und den Stockbruch hatte, und noch so einiges mehr.“ Saradoc lächelte. „Aber ich gehe doch recht in der Annahme, dass alles dieses vielleicht etwas viel für einen einzigen Abend sein dürfte. Sollen wir diesen Bericht auf morgen verschieben?“

„Ein einziger Abend? Zauberer und Heerführer reden immer so reichlich viel“ bemerkte Tom. „Falls ihr beide es nicht bemerkt habt: der Abend wandelt sich allmählich in den Morgen, und ihr solltet euch einige Stunden der Ruhe gönnen. Der kleine große Roderic hat einen Teil der Zeit nämlich schon sehr weise genutzt, und nur die letzte Anmerkung von dir, Saradoc, hat ihn in der Weisheit des Schlafs unterbrochen.“

Natürlich hatten sie dem Wunsch ihres Gastgebers entsprochen, und nach einigen Stunden erholsamen Schlafes saßen sie wieder beisammen. An diesem Tag hatte Gandalf alles erfahren, was sich seit Frodos Aufbruch von Beutelsend bis zur Rückkehr der Vier Reisenden im Auenland ereignet hatte. Nachdenklich strich der alte Zauberer über seinen Bart.

„Alles, was ihr beiden über die Sackheim- Beutlins berichtet stimmt mich nachdenklich. Aragorn war sich sicher, dass es im Auenland die Kraft geben würde, Angriffe von außen abzuwehren, deswegen brachen die Dùnedain des Nordens fast komplett auf, um sich im Süden an der Verteidigung der freien Völker zu beteiligen.“

„Der Aufbruch der Dùnedain war uns im Bockland und in Groß-Smials bekannt und wurde von mir und dem Thain unterstützt“ erwiderte Saradoc. „Uns war klar, dass wir mit Angriffen von außen keine übermäßigen Probleme haben würden – aber dann kam Lothos Angriff von innen, und wir hatten ein ernstes Problem.“

„Genau das war die Wendung, die niemand von uns vorhersehen konnte. Hätten Aragorn oder Lothrandir davon Kenntnis erhalten, sie hätten sicherlich einige zuverlässige Waldläufer zu eurer Hilfe in den Norden zurückgeschickt. Selbst wenn es bedeutet hätte, dass sie ihre Kräfte im Süden damit geschwächt hätten, sie hätten das getan.“

„Ich fürchte nur, dass uns das nicht wirklich genutzt hätte, Gandalf.“ Roderic hatte bislang interessiert dem Gespräch des Zauberers mit dem Herrn des Bocklands gelauscht. „Ich hatte mir ja Lothos Ländereien im Südviertel etwas genauer ansehen können, und ich bin mir absolut sicher, dass die Halborks dann schon viel früher damit angefangen hätten, uns Hobbits echte Probleme zu bereiten. Nein, auch wenn sie schon seit diesem Frühjahr mehr Niederlagen als Siege hatten, so war es nicht vor Oktober, dass die Halborks ihr wahres Gesicht zeigten. Wir hatten also bedeutend mehr Zeit, Gelände wieder unter unsere Kontrolle zu bringen und damit Lothos Einfluss entscheidend zurückzudrängen.“

„Auch ich finde, dass die Dùnedain uns allen im Süden die besten Dienste erwiesen haben“ warf Saradoc ein. „Die Hauptgefahr für uns alle kam doch aus Mordor, nicht wahr? Diesem Reich, dessen erste Anzeichen wir damals in der Ostfold gefunden hatten, und das uns in Rohan seinerzeit nicht allzu stark behelligt hatte. Und doch waren wir alle entsetzt, als wir das Rote Auge wieder auf den Beutestücken sahen, die wir von den getöteten Orks mitgebracht hatten. Es ist gut so, wie es sich letzten Endes ereignet hatte, und es ist jetzt an uns, diese letzten Überbleibsel einer unseligen Zeit aus unseren Landen zu verbannen. Und dank deines Rates sehe ich jetzt klarer, wie wir mit einem Teil dieser letzten Überbleibsel jetzt umgehen sollen, Gandalf.“

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