Arda Fanfiction

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Des Hochkönigs erste Reise nach Arnor

von Ethelfara Ceorlred

Der Ruf des Königs

Es war ein heißer Tag in Grimslade. In der Westfold von Rohan waren die Sommer normalerweise mild, aber dieses Jahr brachte außergewöhnliche Temperaturen. Ein Reiter näherte sich der großen Methalle, die auf einem Hügel in der südlichen Hälfte des Ortes errichtet worden war. Er ritt langsam, als ob der Tag und die Reise ihn über die normalen Maße hinaus erschöpft hätte. Vor den Wachen hielt er sein Ross an und saß ab.

„Ist Greve Céorlred zu sprechen? Ich habe Nachrichten von König Éomer.“

„Greve Céorlred befindet in der Halle. Tretet ein.“

Die Türen wurden geöffnet, und der Reiter trat in die Halle. Es dauerte einen Moment bis seine Augen sich an das fahle Dämmerlicht der Methalle gewöhnt hatten, dann schritt er voran. An der gegenüberliegenden Seite der Halle war ein erhöhter Sitz aufgebaut, auf dem eine (für rohirrische Verhältnisse) kleine Gestalt saß.

„Westu Céorlred hál!“ Der Reiter deutete eine Verbeugung an. „König Éomer schickt mich mit wichtigen Nachrichten.“ Er überreichte einen versiegelten Brief. „Der König bittet Euch um rasche Antwort.“

„Die soll er bekommen“ antwortete Céorlred. „Aber nicht jetzt, gleich und sofort. Ihr seid rasch von Edoras geritten, und die Sonne steht hoch. Nehmt eine kleine Erfrischung zu Euch. Meine Leute werden sich um Euer Pferd kümmern. In der Zwischenzeit werde ich den Brief des Königs beantworten.“ Auf einen Wink kamen Diener und brachten dem Boten Speise und Trank.

„Habt Dank, Herr.“ Der Bote setzte sich an die große Tafel in der Mitte der Halle. Derweil öffnete Céorlred den an ihn adressierten Brief.

Westu hál, mein Gefolgsmann!

Ich hoffe, Dir gefällt Dein neues Leben als Greve von Grimslade und es ist nicht allzu langweilig. Sollte Dich aber die Langeweile plagen, dann habe ich eine nette Aufgabe für Dich. Aber auch so brauche ich die Anwesenheit des Vierten Marschalls der Riddermark in Edoras. Bereite Dich auf eine längere Reise vor. Und bringe Ardwyn mit!

In der Zwischenzeit wird Herefára Dich als Dein Than vertreten. Er hat nach seinem Unfall um Urlaub gebeten, den er zur Erholung nutzen möchte. Ich will den Jungen aber nicht ohne Aufgabe lassen. Sich um das aufstrebende Städtchen Grimslade zu kümmern und damit Dein Werk in Deinem Sinne weiterzuführen sollte angemessen sein. Er wird bald in Grimslade eintreffen. Unterweise ihn gut und mach Dich dann auf den Weg nach Meduseld!

Mit den besten Wünschen,

Éomer

„Na, da bin ich aber gespannt“ murmelte Céorlred leise. Dann nahm er seine Schreibfeder und Papier und verfaßte eine Antwort an seinen König. Natürlich würde er nach Edoras kommen, wenn Éomer das wünschte. Er fragte sich nur, was das für eine längere Reise sein sollte. Die Lande waren friedlich, und nur die Erste éored des Königs stand noch unter Waffen.

Der Bote hatte sich wieder auf den Weg nach Edoras gemacht, und ein weiterer war ausgesandt worden, um Ardwyn, Céorlreds Gemahlin nach Grimslade zu holen. Sie hatte ihre Eltern besuchen wollen und würde ebenso überrascht wie ihr Gatte sein, was diese kommende Reise anging. Einstweilen ging aber alles wieder seinen normalen Gang, und Greve Roderic Céorlred kümmerte sich wieder um das, wonach der Herr von Grimslade zu sehen hatte. Die Feldfrüchte wuchsen und gediehen (trotz der Hitze) und die Handwerker gingen ihren Beschäftigungen nach. „Alles Sachen, die für den guten Herefára nicht zu schwierig sein sollten“ dachte Roderic bei sich. Sein Vertreter war eigentlich der Hauptmann der Königswachen von Edoras, aber ein Reitunfall hatte ihn reichlich unsanft ans Krankenlager gefesselt. Die Knochenbrüche waren zwar verheilt, aber an die für das Amt nötigen Waffenübungen konnte er noch lange nicht denken. So musste der Krieger seit längerem untätig im Krankenlager umherliegen, was ihm gar nicht behagte.

Nach einigen Tagen traf Ardwyn in Grimslade ein. Nach einer kurzen Umarmung gab Céorlred ihr den Brief des Königs.

„Nun, das ist alles irgendwie rätselhaft“ meinte Ardwyn und gab Roderic das Schreiben zurück. „Wieso sollen ausgerechnet wir uns auf eine längere Reise begeben, und wohin? Der König hat dir nicht mehr mitgeteilt?“

„Nur das, was du auch gelesen hast. Aber zuerst wird mein Vertreter eingewiesen werden müssen. Herefára sollte bald hier ankommen. Vielleicht hat ihm der König ja mehr verraten.“

Herefára wußte tatsächlich Genaueres. Roderic Céorlred begrüßte seinen alten Kampfgefährten wie einen lange vermißten Sohn.

„König Elessar wünscht in den Norden zu reisen, und er hat König Éomer um Begleitung gebeten. Das heißt, der König wird wohl selbst nach Arnor kommen, und er braucht einen Hauptmann in der Königswache, der sich da oben auskennt. Herr Holdwine ist mit seinem eigenen Land wohl zu beschäftigt, deswegen kam er auf dich.“

„Das ist also diese große Reise, von der Herr Éomer also geschrieben hatte. Der lang versprochene Ritt in den Norden. Da wird Merry aber einiges zu tun bekommen“ lachte Roderic.

„Du sollst die Vierte éored mitbringen“ sagte Herefára. „Der König hat sie bereits zusammenrufen lassen. Die alten Haudegen, die nicht in Grimslade wohnen werden in Edoras auf dich warten. Immerhin sollt ihr zwei Könige geleiten.“

Roderic ließ sich aber dennoch genug Zeit, Herefára in sein neues Amt als Than von Grimslade einzuweisen. Irgendwie hatte der Hobbit das Gefühl, dass dies eine längere Vertretung als gedacht werden könnte. Herefára konnte nach seinem Unfall, der einige Wochen nach Roderics Rückkehr aus Ithilien passiert war noch immer nicht richtig gehen, und keiner würde sagen wollen, wann er das wieder könnte.

Endlich kam der Tag des Aufbruchs, und Roderic Céorlred sprach noch einige Worte zu den Umstehenden. „König Éomer ruft mich und Ardwyn an den Hof, und es sieht nach einer längeren Abwesenheit aus. Herefára wird derweil als mein Than die Verwaltung von Grimslade übernehmen, bis ich zurückkehre oder der König etwas anderes bestimmt. Gehabt Euch wohl und möge immer ein Licht auf Eurem Antlitz leuchten!“

Unter Hochrufen machten sich die beiden mit einigen Kriegern auf den Weg, und rasch war Grimslade hinter ihnen immer kleiner geworden. Nach einer Biegung war der Ort verschwunden, und die beiden hielten für eine kurze Rast. Roderic seufzte.

„So, ich glaube, das war es jetzt mit dem schönen Leben“ grinste er. „Wir haben uns jetzt genug ausgeruht, der König hat neue Aufgaben für uns.“

„Das fürchte ich auch“ lachte Ardwyn. „Obwohl ich gestehen muss, dass die letzten Monate doch ein bißchen arg langweilig geworden sind. Also auf zu neuen Abenteuern. Ich fürchte nur, dem guten Herefára wird bald die Decke auf den Kopf fallen.“

„Das fürchte ich auch. Er hat ja Angst, dass er in Grimslade quasi abgestellt worden ist. Seine Verletzungen wollen aber auch nicht richtig abheilen. Eigentlich braucht er Ruhe, aber die findet er in Edoras einfach nicht. Ich kann den König verstehen, dass er ihn nach Grimslade geschickt hat und stattdessen mich in der Wache haben will.“

„Du kommst aus dem Norden und kennst dich da aus. Das hast du allen anderen Marschällen der Mark voraus. Und dass Herr Merry als baldiger Herr vom Bockland keine Zeit für diese Aufgabe hat ist klar. Nein, das ist wie für uns gemacht. Und du kannst dir wieder den Wind der Ebenen um die Nase wehen lassen. Ganz ohne Getreidespelze!“

„Na, dann wollen wir mal!“ Sie saßen wieder auf und machten sich an den Rest des Weges. Geübte Reiter konnten binnen eines Tages von Grimslade nach Edoras reiten, und Roderic hatte keine Lust, irgendwo am Wegesrand übernachten zu müssen. Sie ritten mit leichtem Gepäck, in Edoras würden sie noch genug Ausrüstung bekommen, so hatten sie ihre Pferde so wenig wie möglich belastet.

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