Arda Fanfiction

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Allein

von Dairyû

Chapter #3

"Faramir! Was tust du dort? Faramir!"
Ich kann nicht umhin zu lächeln. Boromirs Stimme schallt weit und ist kraftvoll wie eh und je, und als er zu mir tritt legt er eine starke Hand auf meine Schulter.
"Du solltest feiern", sagt er ein wenig atemlos. "Die Männer fragen schon nach dir. Du hast sie wieder einmal gut geführt!"
"Habe ich das?" erwidere ich.
Eine zweite Hand greift nach mir und Boromir dreht mich zu sich. Sein Blick ist forschend und das Verstehen lässt nicht lange auf sich warten. Zorn flammt in den mir so vertrauten Augen auf.

"Bei allem was heilig ist, eines Tages wird er dafür büßen und ich wünsche mir, dass er all die Qualen erleidet, die er dir zugefügt hat!"
Nie zuvor habe ich eine Stimme gehört, die so kalt ist und in der sich eine nur schwer verhohlene Wut verbirgt.
"Boromir!"
Ich kann kaum glauben, was ich aus dem Munde meines Bruders vernehme.
"Was beschwörst du herab? Ein Vater bleibt ein Vater ..."
"Ach Faramir ..."
Sanft streicht er mir eine Locke aus dem Gesicht.
"Und was, wenn dieser Vater vergessen hat, was es heißt ein wirklicher Vater zu sein? Sieh mich nicht so an. Immer findest du nur das Gute in anderen und nimmst sie selbst dann noch in Schutz, wenn du wüsstest, dass sie dir feige einen Dolch in den Rücken stoßen würden." Zaghaft versuche ich zu widersprechen.

Aber Boromir hat Recht.
"Ist es das, was Denethor so sehr an mir verabscheut? Die Schwäche, die aus Mitleid und Verständnis erwächst?" höre ich mich leise fragen.
"Er verabscheut dich nicht, mein kleiner Bruder. Er nimmt nur keinen Anteil an deinem Leben, so als würdest du nur wie ein Schatten existieren, der an einer Wand entlang huscht. Man kann ihn sehen, aber man muss ihn nicht beachten."
"Ich wünschte, Denethor würde es stets so halten, wie du es umschrieben hast," entgegne ich und kann die Mutlosigkeit nicht aus meinen Worten vertreiben.
Boromir sieht mich an.

Jeden anderen hätte ich für das Mitgefühl gehasst, das ich jetzt in seinen Augen erblicke, denn ich hätte mich noch schwächer, noch bedrängter gefühlt. Allein der Gedanke an den unbarmherzigen Mann auf seinem Sitz am Fuße des Thrones in der Großen Halle von Minas Tirith lässt mich erbeben. So gewaltig ist seine Macht über mich, ganz gleich wie sehr ich mich auch wehre.
Es gelingt mir nicht immer gegen das harte Herz des Truchsess' zu bestehen. Und an Tagen wie diesen, in denen mich die Hoffnung flieht und ich am Sinn meines Daseins zweifle, schwebt Denethors kalter Geist fast greifbar über mir.
"Manchmal wird der Schatten für ihn zu einem klaren Bild, Faramir, er erinnert sich und dann beginnt er dich zu fürchten!" Boromirs leise Worte treffen mich wie ein unerwarteter Schwertstreich.
Ich lache auf.
"Denethor fürchtet niemanden, Boromir."
"Es ist mir sehr ernst damit, Bruder." Boromirs Hände ergreifen meine Schultern wieder, fester diesmal, ihr Druck schmerzt.

"Weißt du, manchmal reden die Männer, die alten Krieger, die fast zweimal so viele Jahre durchlebt haben wie du und ich. Der Wein hat ihre Zungen gelöst und sie vergessen die Gegenwart ..."
Verständnislos sehe ich meinen Bruder an.
Worauf will er hinaus?
"Die Vergangenheit ...", fährt er sinnend fort, "sie kann sehr süß aber auch sehr bitter sein. In den guten Zeiten, erzählen sie dann, da war der Truchsess ein anderer Mann, ein Mann wie Faramir ..."
Ich winde mich aus dem Griff meines Bruders. Ich will nicht hören, was er spricht. Kann es nicht glauben.
Mein Vater ...
Mein Herr.
Wie sollte er jemals so gewesen sein wie ich?

Zornig sehe ich Boromir an, aber er beachtet es nicht.
"Verstehst du es jetzt, Faramir? Er fürchtet dich, weil du wie ein Spiegel für ihn bist, der ihn an einstige Zeiten erinnert, wenn er in ihn blickt, und in diesen Momenten hat Denethor das Verlorene vor Augen und die Erkenntnis nagt an seiner Seele."
Ich will den Kopf schütteln, nicht akzeptieren, was mein Bruder mir sagt, aber ich tue es nicht, obwohl mir Boromirs Erklärung wie Hohn klingt.
Doch er würde mich niemals verspotten.
Niemals!
Denethor, so wie ich?
Ein verächtliches Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen.

"Dann verrate mir eins, Bruder. Was hat aus ihm den Mann gemacht, als den ich ihn mein ganzes Leben lang kenne? Was ... lässt mich so leiden?"
Vorsichtig nimmt Boromir mich in die Arme. Ich wehre mich nicht und dann schüttelt ein Schluchzen meinen Körper. Ich kann nichts dagegen tun und der Zorn, der mich eben noch gepackt hielt und harte Worte hervorbrachte, vergeht.
Das erste Mal in meinem Leben weine ich um mich. Stets waren es andere gewesen, denen meine Trauer und mein Mitgefühl galt.
"Es ist gut, Faramir", flüstert mein Bruder mir zu. "Es ist gut. Endlich gibst du deinem Schmerz nach und ich bin froh, in diesem Augenblick an deiner Seite zu sein. Ich hatte so unendliche Angst, dass du eines Tages daran zerbrechen würdest. Immer wenn Vater in meiner Gegenwart ungerecht und hart gegen dich war, sah ich die Verletzlichkeit hinter deiner gefassten Art und mein Herz wurde schwer.
Ich hätte dir so gerne besser geholfen als allein mit Worten, wenn ich nur gewusst hätte wie."

"Aber du hast mir geholfen, so viele Male, wenn Denethor etwas an mir auszusetzen hatte", kann ich mühsam antworten.
"Du hast mir geholfen, weil du einfach da warst. Und Vater dir seine Liebe und Aufmerksamkeit schenkte, wann immer du in seiner Gegenwart weiltest ..."
Boromir nickt und gibt mich langsam aus seiner tröstlichen Umarmung frei.
Im fahlen Abendlicht sehe ich einen grimmigen Zug um seinen Mund und nun glitzern Tränen in seinen Augen, während meine zu versiegen beginnen.
Sie erschrecken mich über alle Maßen und plötzlich begreife ich, dass wir beide unter dem Mann leiden, der die Geschicke Gondors mit eiserner Hand lenkt und den wir Vater nennen.
"Manchmal erdrückt es mich schier und dann wünsche ich mir, alles zu sein, nur nicht Boromir, der Sohn Denethors. Es liegt wie eine Last auf meiner Brust. Denn so, wie er von dir scheinbar nichts erwartet, weil er kein Vertrauen in dich haben will, erwartet er von mir alles, nur damit es ihm und Gondor Ehre macht. In dieser Reihenfolge ..."
Mein Bruder verstummt.

Ich sehe, wie er um Fassung ringt und es tut mir unendlich weh. Wir beide sind Gefangene eines grausamen Schicksals.
Welche Macht ergötzt sich an unserem Leid?
Ich vermag es nicht zu sagen.
Und wenn ich es wüsste?
Würde es etwas ändern?
Würden wir es ändern können?
Boromir regt sich. Eine Veränderung geht mit ihm vor und wenige Lidschläge später ist er wieder der unerschütterliche Krieger, den nichts und niemand schrecken kann. Fast entschuldigend lächelt er mich an.
Ich will ihm sagen, dass er keine Scham empfinden soll. Ich allein habe ihn in einem Moment der Schwäche ... nein, der wahrhaftigen Menschlichkeit ... gesehen und ich nehme diesen größten Beweis des Vertrauens, den mein Bruder mir geben konnte, mit in mein Grab. Kein Wort wird jemals über meine Lippen kommen.

Boromir weiß es und es braucht keine Bestätigung.
"Du wirst Osgiliath halten, ganz gleich was Denethor sagt", höre ich ihn flüstern. "Denn du bist ein wahrer Krieger und ein wahrer Freund, die Männer vertrauen dir ..."
"Aber dich verehren sie, Boromir."
Es gelingt mir nicht völlig, die Bitterkeit aus meiner Stimme fernzuhalten, auch wenn mein Bruder es nicht verdient hat. Er war nie hochmütig und niemals hat er mich spüren lassen, dass man ihn mehr liebt, weil er all das verkörpert was einen edlen Menschen ausmacht. Boromir sieht mich schweigend an und wortlos schließt er mich ein weiteres Mal in die Arme. Lange verharren wir so, still und reglos, als sei die Zeit stehen geblieben. Ich spüre die Wärme meines Bruders und seine starken Arme. Sie geben mir Halt.
Plötzlich möchte ich ihn nie mehr loslassen. Denn dann vergeht der magische Hauch seiner Gegenwart, der mich immer schon getröstet hat ... und so viele Male vor dem ungerechten Zorn Denethors rettete.

"Verehrung ist eine flüchtige Gespielin, Faramir," sagt Boromir bedächtig. "Sie hat nur Bestand für einen Augenblick. Lass die Männer das Grauen des Krieges für jenen winzigen Moment vergessen, in dem sie meinen zu mir aufschauen zu müssen. Ich freue mich darüber, das leugne ich nicht, doch zugleich versuche ich auch etwas von diesem Gefühl zurückzugeben, damit die Hoffnung bleibt, dass Gondor gegen den Schatten aus dem Osten bestehen kann." "Wenn du bei uns bist ..."
"Ich werde gehen."
"Gehen? Aber ..." Es fällt mir schwer, meine Gedanken zu ordnen und meiner Verwirrung Herr zu werden. "Wieso?"
"Auf Geheiß des Truchsess'."
Natürlich.
Wie könnte es anders sein.

Denethors Handeln ist so offensichtlich. Jetzt, wo Osgiliath wieder uns gehört, überlässt er es mir. Ich kann keine Fehler mehr begehen und Schande über die Familie bringen ...
Der ruhmreiche Sohn hingegen wird im Triumph nach Minas Tirith zurückkehren, damit der Vater sich in seinem Glanz sonnen kann.
"Und aufgrund eines ... Traumes. Nein, ich gehe wegen dieses Traumes!" Boromir sucht nach Worten, so das Schweigen zwischen uns herrscht.
Verwundert wende ich mich ab. Ich fühle mich seltsam leicht, so als schwebe meine Seele, frei von allen Bürden und Ängsten. Der Fluss ist nur noch ein samtenes Band in der Dunkelheit, als ich meine Augen über ihn schweifen lasse. Einzig die Brücke erstrahlt nun in ihrer ganzen Pracht, denn man hat die Fackeln auf ihr entzündet, als Zeichen der Wachsamkeit und als Erinnerung an längst vergangene Pracht.

Ist es auch ein Zeichen ... dieser Traum?
Ein Zeichen der Valar?
"Ich sah ein Schwert und es war, als funkele Mondlicht auf ihm und dann glomm das Feuer der Sonne auf seiner Schneide ..." Sanft und verträumt höre ich mich diese Worte sagen. Ich kann mich an alles entsinnen. Die feinen Linien auf dem Stahl, die sauberen Kanten der einzelnen Stücke. Mir tat das Herz weh, als ich dieses zerborstene Schwert erblickte.
"Faramir!"
Boromir hat mich gepackt. Fast schüttelt er mich und forschend suchen seine Augen die meinen.
"Du hast es auch gesehen!"

Ich nicke.
"Vor drei Tagen. Ich ging wie so oft an das Ufer das Anduin und dort überkam mich der Schlaf, ohne das ich mich wehren konnte. Ich habe mich am nächsten Morgen einen schönen Wächter gescholten ... zumal mein Schlaf mich nicht erquickt hatte. Immer wieder hatte ich im Traum das geborstene Schwert gesehen und eine mächtige Stimme hatte zu mir gesprochen, dass ich es suchen solle. Sie hallt mir selbst jetzt in den Ohren wider. Und ich kann mich nun wieder genau erinnern, auch wenn ich den Traum als Hirngespinst abtat und ihn kurz darauf vergessen hatte.
Das sind die wirren Gedanken eines erschöpften Mannes, die sich im Traum einen Weg bahnen, sagte ich mir. Deshalb maß ich ihnen keinen Wert zu."
"Vater sieht das anders", antwortet mein Bruder mir. Entschuldigend fügt er hinzu: "Ich konnte mir nicht besser helfen, als ihm von meinen Traum zu erzählen, der dem deinen so sehr gleicht. Mich sucht er heim seit das Gesicht des Mondes wieder zunimmt. Jede Nacht aufs Neue. Und immer eindringlicher ermahnt mich diese Stimme. Ich wusste mir keinen anderen Rat, als Vater davon zu berichten. Lass ihn sein, wie er ist, aber seine Weisheit kann man nicht abstreiten."

Widerwillig muss ich Boromir Recht geben. Denethor hat in den Jahren seiner Herrschaft großes Wissen erworben und es gibt wenig, das ihm nicht bekannt ist. In der letzten Zeit scheint es fast so, als könne er sogar die Schritte des Feindes voraussehen, als kenne er Saurons Willen ...
"Und was hat er dir geraten?"
"Ich soll nach Bruchtal reisen. Der Herr dieses Ortes würde meinen Traum deuten können. Elrond Halb-Elb ist sein Name und Vater sagt, er sei sehr alt und weise." Boromirs nachdenkliche Miene verrät mir, dass er Zweifel hat. Im Gegensatz zu mir, der ich die Elben von Kindheit an geliebt und verehrt habe, findet Boromir an ihnen wenig Gefallen. Sie leben nur für sich und sind stolz über alle Maßen, sagte er einmal zu mir. Und sie verlassen Mittelerde. Was willst du von ihnen erwarten? Unsere Sorgen sind nicht die ihren. Wir müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen, auf unsere eigenen Kräfte vertrauen und auf niemand sonst!

Ich habe Boromir damals nicht widersprochen. Und die Elben in seiner Gegenwart nicht wieder erwähnt. Obwohl ich mich der alten Erzählungen erinnerte, die von der tiefen Freundschaft zwischen Sterblichen und Unsterblichen berichten, den Bündnissen gegen das Böse und die verlustreiche Letzte Schlacht, die so voller Wunder und Grausamkeit war. Die Menschen haben sich damals bewährt, an der Seite der Elben, und sie, wie auch wir, bezahlten den gemeinsamen Sieg teuer ...
Aber es war ein Sieg.
Legenden aus längst vergangenen Tagen, würde Boromir mir antworten und herzlich lachen. Du kannst das einmal Gewesene nicht aus den Tiefen der Altvordernzeit hervorholen und dich an heldenhafte Taten und weise Reden klammern. Blick in die Zukunft, kleiner Bruder. Und mache dir Gedanken um sie. Das Alte hat keine Macht mehr über uns. Ich würde es so gerne glauben.

Doch ist es nicht gerade dieses Alte, was uns bedroht und bedrückt?
Was ist Sauron, wenn nicht ein uraltes Wesen, beseelt von einem boshaften Geist? "Wann wirst du aufbrechen?"
"Morgen, beim ersten Licht des neuen Tages. Es ist ein weiter Weg, und in Zeiten wie diesen ein gefährlicher. Ich hoffe, dass sich das Wagnis lohnen wird ..."
"Ich könnte gehen", werfe ich ein. "Mich kann man zum Schutze Gondors entbehren, aber dich nicht."
"Hör auf mir zu schmeicheln, kleiner Bruder. Wenn ich fort bin, dann wirst du der Heermeister Gondors sein. So hat Vater es verfügt, auf meine Bitte hin, denn nur dir möchte ich all die Männer unterstellen ... und nur dir vertraue ich vollkommen. Was auch geschehen mag, weiche nicht ab von deinem Weg der Aufrichtigkeit, und wenn Zweifel dich zaudern und zagen lassen, dann hör auf dein Herz.
Und nun komm, die Nacht wird kalt, und wenn du nicht wenigstens einen Becher Wein mit uns getrunken hast, dann darfst du dich allein am Ostufer zum Schlafen legen. Dort soll es nicht geheuer sein, wenn man Anardur und seinen Spähern Glauben schenken kann."

Fragend sehe ich Boromir an.
"Anardur kam von seinen Erkundungen zurück, als du schon eine Weile in den Ruinen umhergewandert bist. Du kennst ihn ja, er ist groß und stark und unerschütterlich. Und dennoch war sein Gesicht schreckensbleich, als er mit seinen Männern über die Brücke hastete, um Bericht zu erstatten. Sie alle zitterten beinahe und warfen ängstliche Blicke über den Fluss als sei ihnen etwas auf den Fersen.
Anardur ergriff das Wort und seine Stimme klang nicht stolz und fest, wie sonst, sondern nachdenklich, fast furchtsam. 'Kein Feind ist mehr dort drüben, wie wir es erwartet haben', sagte er. 'Wir haben sie aufgerieben, die elenden Orks, alles was von ihnen geblieben ist, sind ihre stinkenden Kadaver am Ostufer ... Aber dennoch ... etwas geht dort um, Herr! Ein Schatten, ein böser Hauch, wir alle haben ihn gespürt, als die Dunkelheit hereinbrach.' Anardurs Männer redeten wild durcheinander, um seine Worte zu bestätigen und im Lager herrschte nicht wenig Aufregung."

"Welches Gewicht misst du ihnen bei, Bruder?" frage ich.
Boromir hält nicht viel von solchen Dingen, Schatten unter dem Schatten, finstere Mächte ... allein Sauron fürchtet er, denn die Stärke des Dunklen Herrschers lässt sich nicht verleugnen und die ewige Nacht über dem Schattengebirge, die immer wieder erglüht in einem roten Schein, ermahnt uns alle daran, selbst Boromir ...
Aber seine Sorgen in diesen Tagen gelten nicht dem Herrn des Verfluchten Landes.
Orks, Haradrim, Trolle, das sind unsere wahren Feinde, Faramir! hat er erst vor wenigen Tagen zu mir gesagt. Sie führt Er gegen uns ins Feld und ihre Zahl ist gewaltig. Aber du vermagst ihr Blut zu vergießen, wie sie das unsere vergießen, und ihre Leben vergehen, wie die unseren. Wenigstens das ist gewiss in diesen düsteren Zeiten!

"Nun ..." Nachdenklich wiegt mein Bruder den Kopf. "Ich bin mir nicht sicher. Anardur ist ein wackerer Krieger und über jeden Verdacht erhaben, ein Träumer zu sein. Und da alle Männer etwas gespürt haben wollen ...
Sie sind erschöpft und des Kämpfens leid. Ich bin der Letzte, der es ihnen verdenkt. Vielleicht ist es der Schatten der Erinnerung an die vergangenen Schlachten, der ihre Sinne trübt?" "Vielleicht", entgegne ich mit wenig Begeisterung, denn mein lebhafter Geist ist schon dabei Schrecken zu erahnen, für die es keine Namen gibt.
"Lass die Brücke bewachen, Boromir. Und schick einige Männer an das Ostufer zurück. Man kann nie vorsichtig genug sein, aber immer zu sorglos."
"Ich wusste, dass du mir diesen Rat geben würdest, kleiner Bruder", antwortet Boromir lächelnd. "Ich habe den Befehl bereits erteilt. Der Schatten mag kommen. Spar dir deinen anklagenden Blick, Faramir. Auch wenn du meine Worte als leichtfertig empfindest, nehme ich die Sache ernst. Wir können uns Saurons Zorn durch die Befreiung Osgiliath' sicher sein. Und wer weiß, wie schnell es hier wieder vor Orks wimmeln kann. Alles ist möglich."

Boromirs ernster Tonfall beruhigt mich, und seine nächsten Worte entlocken mir ein leises Lachen.
"Aber nun lass uns gehen. Meine Drohung gilt noch ..."
So folge ich meinem Bruder zurück in die Runde der Männer und werde mich an seiner Gegenwart erfreuen, solange ich es noch kann, denn viel zu rasch werden die Stunden bis zum Morgengrauen verflogen sein ...
Allein.

So allein ...
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